Personalthema (Ausgabe 24/23) Selbstverwirklichung nur als Selbständige/r? Wie auch Angestellte Sinn, Erfüllung und Zufriedenheit im Job finden

Dipl. Spoec. Conny Schumacher aus München hat in den letzten Monaten zahllose Menschen – von Firmeninhabern über Führungskräfte bis hin zu Sachbearbeitern – interviewt, um herauszufinden, was sich die Menschen wirklich wünschen und wo ihre größten Nöte, Herausforderungen und Unzufriedenheiten liegen. Herausgekommen sind einige hoch interessante Einblicke, was Menschen beschäftigt und was sie denken, dass sie beschäftigt.

Arbeitskollegen diskutieren (Bild: picture alliance / Westend61 | Uwe Umstätte)

Ein wichtiger Schritt, um Probleme am Arbeitsplatz zu lösen, ist das Gespräch mit Kollegen oder Vorgesetzten zu suchen. (Bild: picture alliance / Westend61 | Uwe Umstätte)

Heute: „Was hast du bereits getan, um das Problem in den Griff zu bekommen?“

Vielleicht kurz zur Erinnerung: Vergangenen Monat haben wir uns angesehen, was uns stresst und nicht schlafen lässt. Was uns Kopfzerbrechen macht, wo unsere wahren Nöte verborgen liegen. Das war sehr emotional, vor allem weil wir erkannt haben, dass wir alle im selben Boot sitzen, dass alle mit denselben Herausforderungen zu kämpfen haben.

Und daher ist es nur konsequent, im nächsten Schritt zu fragen: Was hast du denn schon getan, um das Problem zu lösen?

Hier trennt sich – und das kann sich wahrscheinlich jeder sehr gut vorstellen – bereits die Spreu vom Weizen. Denn hier wird offensichtlich, wer sich bemüht – und wer nicht.

Genannt wurden hier die klassischen Dinge:

  • Gespräch gesucht mit Kollegen
  • Gespräch gesucht mit Vorgesetztem
  • Persönliche Therapie
  • Zeitmanagementkurse
  • Firmeninterne Trainings
  • Firmeninternes Coaching
  • Mediation
  • Jobwechsel
  • Betriebsrat eingeschalten
  • Innere Kündigung/bin auf dem Sprung

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Vielleicht ist die Frage etwas unfair gestellt. Doch was deutlich wurde ist, dass die Firmen viel, sehr viel Geld in Trainings stecken, aber unterm Strich nicht unglaublich viel dabei herauskommt.

So ist auch die Zusatzfrage „Was davon hat funktioniert und was nicht?“ zu verstehen.

Im Einzelfall haben Privatinitiativen sehr gut funktioniert. Gespräche mit Mitarbeitern, Kollegen, Betriebsrat, Vorgesetzen – all das hat vielfach sehr gut funktioniert.

Doch das Groß zuckte die Schultern.

Und da bietet sich dann natürlich die Frage an, „was hat denn NICHT funktioniert und was meinst du, warum?“

Klar wurden dabei sehr schnell zwei Punkte:

  • Auf dem Ohr „STUKTURELLE VERÄNDERUNG, also Arbeit anders organisieren und aufteilen“, waren die meisten Unternehmen taub – insbesondere die großen Konzerne.
  • Und das Zweite was kam war: „Ich erzähl doch niemandem, was mich wirklich belastet, da habe ich Angst um meinen Job.“

Das ist ein Punkt, der wiederum aufhorchen lässt.

Denn Unternehmen stecken unendlich viel Geld in die Fortbildung ihrer Mitarbeiter, viele haben hausinterne Coaches und Therapeuten – und dennoch ist das Misstrauen da, dass es als Schwäche ausgelegt wird, wenn jemand sich Unterstützung holt.

Und davor haben alle Angst. Von der Putzfrau, bis zum Vorstand. Lieber ist man Pokerface, tut so, als ob alles wunderbar wäre, und sagt nichts. Man will dem Team nicht zur Last fallen, oder einen Anlass geben, der vermuten lässt, man wäre seinen Aufgaben nicht gewachsen.

Und hier Leute – ganz ehrlich: So funktioniert das nicht. Da muss Transparenz rein. Da müssen die Karten auf den Tisch. Es macht sonst einfach keinen Sinn.

Ich erinnere mich an einen Fall aus meiner Coachingpraxis, da ging es um eine übergriffige Führungskraft. Es ging tatsächlich so weit, dass besagte Führungskraft die Schreitische der Mitarbeiter kontrollierte. Alle wussten es, alle litten, keiner traute sich was zu sagen. Warum? Aus Angst, dass seine Beschwerden nicht ernst genommen werden, hintenrum geratscht wird, und man als Buhmann dasteht, während der wahre GRAUE FELS, den es in vielen Unternehmen gibt, einfach unantastbar ist.

Ich habe damals eine der Damen, die so unendlich unter der Führungskraft litten, gecoacht. Wir haben alles beleuchtet, wie sie anders mit ihm umgehen kann, wie sie sich abgrenzen kann, wie sie sein Vertrauen gewinnen kann – nichts hat funktioniert.

Letztlich blieben ihr drei Optionen:

  • Schlucken und weitermachen
  • Mit dem Geschäftsführer sprechen und um offene faire und klärende Gespräche mit einem externen Berater bitten
  • Gehen

Warum der externe Berater? Coaches, die im Unternehmen angestellt sind, sind nicht neutral. Wes´ Brot ich ess, des Lied ich sing…

Ich mach es kurz: Sie ist gegangen. Der Geschäftsführer hatte zu viel Angst, seine Führungskraft zu konfrontieren. Und so wurde meine Coachee zum Buhmann abgestempelt, weil sie das Nest beschmutzte.

Externe Coaches erfahren Dinge, die man sich nicht traut, irgendjemandem im Unternehmen anzuvertrauen. Was super schade ist, denn sie wären im Unternehmen sehr hilfreich, um die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen.

Doch das geht nicht. Wir Coaches haben Schweigepflicht.

Was gehen würde, ist das Einführen einer Kultur, die anders mit Beschwerden und den Nöten der Menschen umgeht. Ein offener Austausch auf Augenhöhe. Aber wem sag ich das…

Oder: Die Führungskraft lässt sich coachen, statt der nörgelnden Mitarbeiterin.

Meine Erfahrung ist immer noch, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. D.h., wenn die Geschäftsleitung gecoacht wird, um ihre Mitarbeiter zu coachen – und damit die propagierte Unternehmensphilosophie tatsächlich umgesetzt wird, statt nur auf dem Papier zu erscheinen – das würde funktionieren.

In einigen Betrieben, die ich kenne, funktioniert das wunderbar. Das sind dann nebenbei auch diejenigen, die in Krisenzeiten weder Mitarbeiterengpass haben noch Umsatzrückgang.

Die Teams sind eingeschworen, jeder zieht am selben Strang, alle gehen ehrlich und offen miteinander um, jeder ist sich bewusst, wie sein Verhalten das Team positiv und auch negativ beeinflusst – eines meiner Lieblingsthemen – es gibt kein Hintenrum Gerede, sondern jeder erfährt die Anerkennung, die sich alle wünschen für die Arbeit, die sie alle leisten…

Was funktioniert bei Ihnen? Und was nicht?

Ich weiß, dieser Absatz tut am meisten weh, weil wir einfach keine Patentlösung haben. Gibt es auch nicht, jeder Betrieb ist anders. Aber eventuell helfen ja die angesprochenen Anregungen…

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Über die Person

„Go for your Dreams – The Art of Getting what You Want“
Die diplomierte Sportökonomin Conny Schumacher aus München überträgt seit mehr als 25 Jahren Erfolgsprinzipien aus Hirnforschung, Sport & Abenteuer auf die Wirtschaft und coacht vor allem UnternehmerInnen und Unternehmen zu mehr Zufriedenheit und Erfolg. Weitere Infos finden Sie unter https://conny-schumacher.de

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