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dossier.PLUS "EX Research Days"
Editorial
Warum regelmäßige Mitarbeiterbefragungen unverzichtbar sind
von Dr. Karsten Schulte-Deußen, Great Place to Work®
Mitarbeiterbefragungen sind längst mehr als nur eine Methode, um ein Stimmungsbild einzuholen. Sie sind das Herzstück einer strategischen Weiterentwicklung der Unternehmenskultur und geben Unternehmen die Chance, Arbeitsbedingungen und Engagement nachhaltig zu verbessern.
Die Ansätze sind vielfältig: Die „klassische“ Variante ist eine eher umfangreiche Befragung, die eine einmalige Bestandsaufnahme und eine detailreiche Analyse der Unternehmenskultur liefert. Auf dieser Basis setzen dann Folgeprozesse auf, bei denen Verbesserungen erarbeitet und umgesetzt werden. Im Markt gibt es mittlerweile aber auch zahlreiche Tools, mit denen wöchentliche Kurzbefragungen durchgeführt werden, um ein fortlaufendes Stimmungsbild zu erhalten und schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Doch was ist der goldene Mittelweg? Wie finden Unternehmen die richtige Balance zwischen wertvollen Erkenntnissen und dem Risiko einer „Befragungsmüdigkeit“?
Das Geheimnis des Erfolgs: Commitment und Ressourcen
Für eine erfolgreiche Befragung braucht es zwei essenzielle Dinge: erstens das Commitment der Führungskräfte, die Ergebnisse ernst zu nehmen und tatsächlich Veränderungen anzustoßen. Zweitens müssen die Ressourcen vorhanden sein, um die nötigen Maßnahmen umzusetzen. Unternehmen, die jährlich Mitarbeiterbefragungen durchführen, haben nachweislich einen Vorteil. Untersuchungen von Great Place to Work® zeigen, dass der Trust Index©, der das Vertrauen der Mitarbeiter in ihre Arbeitgeber misst, in Unternehmen mit regelmäßigen jährlichen Befragungen deutlich höher ist als in solchen, die seltener ihre Mitarbeitenden befragen. Diese Unternehmen landen nicht nur häufiger auf der Liste der „Besten Arbeitgeber Deutschlands“, sie verankern auch eine dynamische, entwicklungsorientierte Unternehmenskultur.
Kulturarbeit: Langstrecke, kein Sprint
Was zeichnet besonders erfolgreiche Unternehmen aus? Sie verstehen, dass kulturelle Veränderungen Zeit brauchen. Eine exzellente Arbeitsplatzkultur entsteht nicht über Nacht und auch nicht durch einen einmaligen Kraftakt. Nach einer umfassenden Mitarbeiterbefragung sofort alle Ressourcen auf Veränderungsprojekte zu konzentrieren, mag verlockend klingen, ist aber nicht der Schlüssel zum Erfolg. Es sind vielmehr die Unternehmen, die kontinuierlich an den identifizierten Herausforderungen arbeiten und sich konsequent den relevanten Themen widmen, die auf Dauer eine starke Kultur aufbauen. Rückschläge und Phasen, in denen Fortschritte stagnieren, sind dabei völlig normal. Sie sind Teil eines Prozesses, der immer wieder neu angepasst werden muss.
Jährliche Mitarbeiterbefragungen als Kurskorrektur
Ein jährlicher Befragungszyklus ist daher ein zentrales Instrument, um die Wirksamkeit von HR-Maßnahmen und kulturellen Initiativen zu überprüfen. Unternehmen erhalten nicht nur wertvolle Rückmeldungen darüber, wo sie gut vorankommen und wo Nachholbedarf besteht. Die Befragung bietet auch die Gelegenheit, neue Themenfelder zu entdecken und bislang ungenutzte Potenziale zu erschließen. Und nicht zuletzt stärkt sie das Vertrauen der Mitarbeitenden: Sie sehen, dass das Unternehmen bereit ist, auf ihr Feedback zu hören und konkrete Schritte zur Verbesserung zu unternehmen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Eine regelmäßige Befragung verhindert das sonst oft komplizierte Diskussionsthema „richtiger Zeitpunkt“. Vor fast jeder Mitarbeiterbefragung gibt es Einwände, warum jetzt nicht der ideale Zeitpunkt sei. Sei es, weil eine Abteilung unter besonders hoher Arbeitsbelastung steht, interne Umstrukturierungen stattfinden oder die Marktsituation unsicher ist. Bei einer jährlichen Mitarbeiterbefragung spielt all das keine Rolle mehr. Sie wird fest in den Kalender eingetragen und die Ergebnisse werden im jeweiligen Kontext interpretiert.
Feedbackkultur als Schlüssel zum Erfolg
Aber ist die jährliche Befragung das einzige Mittel, um Mitarbeiterfeedback einzuholen? Gute Arbeitgeber wissen: Nein. Eine nachhaltige Feedbackkultur geht weit über eine einmalige Befragung hinaus. Sie fördert aktiv die Beteiligung der Mitarbeitenden an der Entwicklung der Unternehmenskultur. Dafür setzen viele Unternehmen auf zusätzliche Kanäle: Feedbackgespräche, betriebliche Vorschlagswesen oder auch die Zusammenarbeit in Kulturentwicklungsteams. Hier haben Mitarbeitende die Chance, direkt an der Kulturarbeit mitzuwirken und ihre Perspektiven einzubringen.
Pulse-Checks als sinnvolle Ergänzung
In bestimmten Situationen, wie etwa bei umfangreichen Veränderungsprozessen, können auch unterjährige Pulse-Checks eine wertvolle Ergänzung sein. Sie helfen, frühzeitig herauszufinden, ob geplante Maßnahmen den gewünschten Effekt erzielen oder ob nachjustiert werden muss. Besonders nützlich sind solche Kurzbefragungen in Konzeption neuer HR-Maßnahmen, zum Beispiel in den Bereichen Weiterbildung, Gesundheitsförderung oder Sozialleistungen. Doch auch hier gilt: Es braucht das richtige Maß. Zu häufige, kurzfristige Befragungen können das System überlasten und sind in der Praxis nur selten nötig. Schließlich sind kulturelle Themen meist nicht so volatil, dass sie von Woche zu Woche gravierend schwanken.
Fazit: Der Schlüssel zu einer starken Unternehmenskultur
Die Arbeit an der Unternehmenskultur ist ein niemals endender Prozess, der Ausdauer und Engagement erfordert. Genau wie beim Fahrradfahren gilt: Wer aufhört zu treten, fällt um. Eine jährliche Mitarbeiterbefragung ist dabei ein essenzielles Werkzeug, um zu überprüfen, wie weit die Kulturentwicklung fortgeschritten ist und welche Maßnahmen als nächstes anstehen. Sie schafft Transparenz, gibt Orientierung und zeigt den Mitarbeitenden, dass ihre Meinung zählt und das Unternehmen entschlossen ist, kontinuierlich an einer exzellenten Arbeitsplatzkultur zu arbeiten.