Recruiting für Personalabteilungen Zu kurzfristig gedacht: Unternehmen suchen weniger HR-Nachwuchs

Viele Gründe sprechen dafür, dass Unternehmen mehr HR Young Professionals einstellen sollten. (Bild: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke)
Eigentlich müssten Firmen ihre HR-Units mit Blick auf den immer größeren Fachkräftemangel gerade jetzt personell aufstocken. Schließlich steigen die Anforderungen an die Candidate- und Employee Journey seit Jahren. Doch die exklusiv für PERSONALintern erstellte Stellenmarkt-Analyse meiner Personalmarktforschung index Research ergab: 2023 sank das Stellenangebot im HR-Bereich in Deutschland um fast sieben Prozent im Vergleich zu 2022. Bei den Young Professionals – Hochschulabsolventen mit maximal drei Jahren Berufserfahrung – lag das Minus im gleichen Zeitraum sogar bei nahezu 31 Prozent.
Insgesamt schrieben Unternehmen deutschlandweit zwischen Januar bis Dezember letzten Jahres rund 7.300 Stellen für Young Professionals im HR-Bereich aus. Das sind fast 3.000 Positionen weniger als im Gesamtjahr 2022.

Top-Branchen für Young Professionals im HR-Bereich
Im letzten Jahr war das Stellenangebot für Young Professionals im Personalwesen über alle Branchen hinweg überschaubar. Der IKT-Sektor schrieb mit 991 Positionen die meisten HR-Stellen für Volontäre, Trainees und Berufseinsteiger mit akademischem Abschluss aus. Schließlich brauchen die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffenen IT-Unternehmen schlagkräftige und agile Personalabteilungen. Außerdem verfügen sie über ausreichende finanzielle Mittel, um ihre HR-Teams breit und professionell aufzustellen.
Auf den weiteren Plätzen folgen die Industrie (754 Stellen) und der Handel (531 Stellen). Zwei Branchen, die ebenfalls mit Nachwuchssorgen zu kämpfen haben, und, wenn auch auf niedrigem Niveau, mehr Young Professionals im HR-Bereich suchen als andere Wirtschaftssektoren.

Job-Hochburgen für angehende HR-Profis
Regional gesehen gab es 2023 die meisten Jobangebote für die HR-Berufseinsteiger in Nordrhein-Westfalen (fast 1.600 Stellen), gefolgt von Baden-Württemberg (rund 1.300 Stellen) und Bayern (circa 1.100 Stellen). In allen drei Bundesländern sitzen zahlreiche international aufgestellte Konzerne und Großunternehmen, die entsprechend viele HR-Spezialistinnen und -Spezialisten zur Fachkräftegewinnung und Personalentwicklung benötigen.
Sachsen war mit 202 Stellen der Spitzenreiter im Osten der Republik. Am anderen Ende der Skala stehen Schleswig-Holstein (61 Stellen) und das Saarland (21 Stellen). Mecklenburg-Vorpommern bildet mit lediglich 13 HR-Positionen für Young Professionals das Schlusslicht.
Im Städteranking führte Berlin im Jahr 2023 mit 834 HR-Stellen für Young Professionals, gefolgt von den Wirtschaftsmetropolen München (669 Stellen) und Hamburg (589 Stellen). Auf den weiteren Plätzen rangieren Frankfurt am Main (508 Stellen) und Köln (369 Stellen). Trotz der erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Bundesländern schaffte es 2023 keine ostdeutsche Stadt in die Top 10.

Argumente für mehr Young Professionals
Die überschaubare Anzeigenschaltung für Young Professionals im HR-Bereich mag angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels dramatisch klingen, überrascht Sie als Personaler aber sicherlich nicht. Dabei gibt es viele gute Gründe, in der Personalabteilung Stellen für Nachwuchskräfte zu schaffen.
Mit diesen Argumenten können Sie Ihre Vorgesetzten überzeugen:
- Young Professionals bringen mit ihrem frischen Blick ganz neue, mitunter auch unkonventionelle Ideen in das HR-Team ein. Sie sind in der Regel mit aktuellen Trends rund um Technologie und Arbeitskultur vertraut und können dazu beitragen, innovative Lösungen für momentane und zukünftige HR-Herausforderungen zu entwickeln.
- Zudem sind jüngere Mitarbeitende oft flexibler und anpassungsfähiger, was in einer sich ständig verändernden Geschäftswelt vorteilhaft ist. Young Professionals können schnell auf Veränderungen reagieren und neue Tools nutzen, um HR-Prozesse zu optimieren.
- Außerdem sind sie digital versiert und bringen ein gutes Verständnis für soziale Medien, HR-Software und Online-Kommunikation mit. Digitale Skills sind in der modernen Arbeitswelt von entscheidender Bedeutung, um effektiv mit Bewerbende und den eigenen Angestellten zu interagieren.
- Durch die Einstellung von Young Professionals können Unternehmen HR-Talente frühzeitig fördern und ihre Personalabteilung zukunftsfest aufstellen. Viele Nachwuchskräfte von heute entwickeln sich zu den Top-Führungskräften und ausgewiesenen Fachexperten von morgen.
- Jüngere Mitarbeitende, die direkt von der Uni kommen oder nur wenige Jahre Berufserfahrung haben, sind meist voller Energie, wollen neue Herausforderungen angehen und Dinge verändern. Diese Motivation wirkt sich oft auch positiv auf die Arbeitsmoral und die Produktivität im HR-Bereich aus.
Über die Person
Jürgen Grenz ist CEO der index Gruppe, die 1994 gegründet wurde und heute rund 180 Mitarbeiter:innen beschäftigt. index berät als Spezialist für HR-Marketing, Personalmarktforschung, Karriereportale und Outplacement Unternehmen, Personaldienstleister, öffentliche Einrichtungen und Verbände zu Personalthemen. Mit index Anzeigendaten ist seine Unternehmensgruppe europäischer Marktführer in der Stellenmarkt-Auswertung. 2023 gründete Jürgen Grenz gemeinsam mit Hartmut Lüerßen und Oliver Saul die... mehr
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