Kolumne von Zoe Pfeiffer Wirtschaftskriminalität im Immobiliensektor

Warum Forensikspezialisten für die Immobilienbranche der Schlüssel im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität sind und wie man sie für Unternehmen gewinnt. Eine Kolumne von Zoe Pfeiffer, Principal Consultant und Personalberaterin bei BludauPartners Executive Consultants.

(Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose)
Die Immobilienbranche ist häufig Ziel von Wirtschaftskriminalität. Im Zuge verschärfter Maßnahmen gegen Geldwäsche wurde daher 2023 das Barzahlen beim Immobilienkauf untersagt, um illegale Geldflüsse im dem Sektor zu erschweren (Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose).

Im Fokus der Wirtschaftsfahnder steht zunehmend der Immobilienmarkt. Die hohen Transaktionsvolumen und die historische Stabilität der Vermögenswerte machen ihn attraktiv für die Investition illegal erworbener Gelder. Neue und komplexe technische Entwicklungen erleichtern kriminelle Aktivitäten zusätzlich. 

Obwohl Gesetzgeber Regulierungen eingeführt haben, um Unternehmen zu schützen, reichen diese oft nicht aus, um ein flächendeckendes Sicherheitsniveau zu gewährleisten. Immobilienunternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Teams mit Forensik- und Compliance-Experten auszustatten, um frühzeitig kriminelle Aktivitäten zu erkennen, Fälle zu ermitteln und angemessen zu handeln.

Der Kampf gegen Geldwäsche

Von den jährlich etwa 100 Milliarden Euro, die in Deutschland gewaschen werden, landen nach Schätzungen etwa 20 bis 30 Prozent in Immobilien. Somit ist unter anderem Geldwäsche ein treibender Faktor für steigende Immobilienpreise. Geldwäscher streben zudem nach möglichst hohen Preisen, um größere Beträge zu waschen. In den letzten Jahren haben Gesetzgeber versucht, gesetzliche Schlupflöcher zu schließen. 

Beispielsweise wurde durch die Sanktionsdurchsetzungsgesetzen (SDG) I und II im Dezember 2022 gezielt gegen Geldwäsche im Immobilienkontext vorgegangen. Seit dem 1. April 2023 ist es in Deutschland nicht mehr möglich, eine Immobilie bar zu bezahlen, was dazu führt, dass Transaktionen transparenter werden und weniger anfällig für Finanzkriminalität sind. Diese Maßnahmen sind wichtige Schritte im Kampf gegen Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität, können aber noch keinen vollumfänglichen Schutz gewährleisten.

Digitale Stolperfallen

Neben dem beständigen Kampf gegen Geldwäsche birgt die fortschreitende Digitalisierung kontinuierlich neue Risiken für die Immobilienbranche. Moderne Formen der Wirtschaftskriminalität, wie Cyberangriffe, Datenlecks und Identitätsdiebstahl, verlagern sich vermehrt in den IT-Bereich. Laut einer Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) bleibt die weltweite Quote der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen seit 2020 konstant knapp unter der Hälfte. 

In Deutschland liegt sie bei etwa einem Drittel, was größtenteils auf die langsame Digitalisierung zurückzuführen sein dürfte. Daher steigt der Bedarf an Kompetenzen und Expertise, um diesen vielschichtigen Herausforderungen zu begegnen. Dazu gehören das Analysieren, Verfolgen und Bekämpfen von Cyberangriffen sowie die praxisnahe Umsetzung gesetzlicher und aufsichtsrechtlicher Vorgaben und Konzernrichtlinien zur Identifizierung potenzieller Compliance-Risiken. Insbesondere betrifft dies die Bereiche Geldwäsche- und Betrugsprävention sowie Datenschutz. 

Spezialisten mit ausgeprägten sozialen Kompetenzen gesucht

Diese Ausgangssituation führt zu einer gesteigerten Nachfrage nach Personen, die in der Lage sind, kriminelle Aktivitäten zu erkennen, zu untersuchen und zu neutralisieren. Insbesondere in der Immobilienbranche ist es entscheidend, dass diese Personen nicht nur nach vorgegebenen Regeln vorgehen, sondern echte Ermittlungen durchführen, kritisch hinterfragen und analysieren können. Dies erfordert persönliche Kompetenzen und weiche Faktoren, die oft bei Geldwäschebeauftragten, die beispielsweise in Banken tätig sind, vernachlässigt werden.

Ein derartiges Profil, das sowohl über fundiertes Fachwissen im Bereich Wirtschaftskriminalität mit Schwerpunkt auf Geldwäsche verfügt, als auch eine ausgeprägte investigative Arbeitsweise mit Schwerpunkt auf Ermittlungsmethoden aufweist, ist oft bei Kriminalbeamten anzutreffen. Kriminalistische Erfahrung ist unerlässlich, um Muster zu erkennen, Verhaltensweisen zu analysieren und deduktive Schlussfolgerungen zu ziehen.

Diese Kriminalbeamten können in der Immobilienbranche optimal als Forensikspezialisten eingesetzt. Sie unterstützen Unternehmen dabei, potenzielle Risiken wie Betrug, Korruption, Geldwäsche und Verstöße gegen Compliance aufzudecken, interne Untersuchungen durchzuführen und robuste Compliance-Strategien zu entwickeln. Angesichts der zunehmenden Regulierung und der wachsenden Bedeutung von Transparenz und Integrität in der Immobilienbranche sind Forensikspezialisten von entscheidender Bedeutung, um das Vertrauen von Investoren und Kunden zu gewährleisten und das Risiko von Reputationsverlusten und finanziellen Schäden zu minimieren. 

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Nach Fahndern fahnden

Die Suche nach geeigneten Kandidaten für diese Positionen stellt eine Herausforderung dar, insbesondere aufgrund der zentralen Rolle, die weiche Faktoren wie analytisches Denken, Empathie, Kommunikationsfähigkeiten, Entscheidungsfähigkeit, Belastbarkeit, Durchsetzungsvermögen und Integrität spielen. 

Aus diesem Grund ist es sinnvoll für Unternehmen, mit einer auf dieses Thema spezialisierten Personalberatung zusammenzuarbeiten. Die Auswahl passender Kandidaten erfordert tiefgreifendes Branchenwissen und eignungsdiagnostische Interviews, um die richtigen Persönlichkeiten zu identifizieren, was nicht allein anhand fachlicher Kompetenz erfolgen kann.

Die Motivation von Beamten zu einem Wechsel in die freie Wirtschaft erfordert ein feines Gespür, da das Beamtentum oft ein Sicherheitsdenken fördert. Dies liegt an den zahlreichen Annehmlichkeiten wie wegfallenden Sozialabgaben, einer gesicherten Pension, bezuschussten Wohnungen und Krankenversicherung und dergleichen. Beamte, die nie in der freien Wirtschaft tätig waren, könnten dazu neigen, kurzfristige persönliche Vorteile zu priorisieren, ohne langfristige Karriere- und Verdienstmöglichkeiten zu berücksichtigen. Das Beamtentum ist so strukturiert, dass es Beamte an das System bindet und den Wechsel in die freie Wirtschaft unattraktiv erscheinen lässt.

Unternehmen müssen daher Perspektiven und Weitblick schaffen, was eine intensive Auseinandersetzung mit den Kandidaten, ihren Denkweisen und ihrer persönlichen Situation erfordert. In dieser Hinsicht sind erfahrene Berater unerlässlich, um die Kandidaten während ihres Übergangs in die freie Wirtschaft zu begleiten und zu coachen.

 

Über die Person

Zoe Pfeiffer ist Principal Consultant / Personalberaterin bei BludauPartners Executive Consultants und betreut sowohl multinationale Großunternehmen als auch den inhabergeführten Mittelstand in den Branchen Real Estate und Wirtschaftskriminalität. Als Beraterin bei der spezialisierten Personalberatung GEMINI Executive Search bietet Sie zudem -neben der Besetzung von KI-Fach- und Führungskräften- auch umfassende Background-Analysen mit Gemini X-SCAN® zu Kandidaten und Unternehmen an und hat sich... mehr

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