Personalthema (Ausgabe 23/23) Warum Unternehmen nicht auf Referral-Programme verzichten sollten
Referral-Programme sind eine Recruiting-Option, die augenscheinlich deshalb so stiefmütterlichbehandelt werden, weil die Umsetzung im Vergleich zu anderen Kanälen so einfach ist. Dabei ist es nicht nur einfach, sondern der Erfolg ist auch durchschlagend:
Mitarbeiter des eigenen Unternehmens werden gebeten, interessante Kandidaten (z. B. aus ihrem Bekannten- oder Freundeskreis) für bestimmte Positionen vorzuschlagen – und das Ganze branchen- und funktionsunabhängig. Nach erfolgreichem Ablauf der Probezeit des Kandidaten erhält der Mitarbeiter, der den Kandidaten vorgeschlagen hat, eine entsprechende Prämie. Hierzu drei Grundüberlegungen:
Erstens: Ein Mitarbeiter wird keinen Freund/Bekannten empfehlen, von dessen Leistungsfähigkeit er nicht voll überzeugt ist, weil er sonst nur seiner eigenen Reputation schaden würde.
So sind Mitarbeiter, die über persönliche Empfehlungen eingestellt wurden, loyaler und passen in aller Regel besser zur Unternehmenskultur.
Zweitens: Ein Referral-Programm sorgt für eine Win-Win-Situation in dreifacher Hinsicht: Eine Prämie für den Mitarbeiter, eine erstklassige Arbeitskraft für das Unternehmen und einen neuen, chancenreichen Arbeitsplatz für die empfohlene Person.
Drittens: Unternehmen mit Referral-Erfahrung sehen in Mitarbeiterempfehlungen die Chance, ihre Mitarbeiter als Botschafter des Unternehmens einzusetzen und Kontakt zu potenziellen Kandidaten aufzubauen, die häufig gefragte Ausbildungswege, Berufserfahrungen oder Profile haben.
Die Rekrutierung über Mitarbeiterempfehlungen hat sich immer dann bewährt, wenn ein Mangel an qualifizierten Mitarbeitern vorherrscht.
Referral-Programme werden von bestimmten Firmen flächendeckend bei der Rekrutierung von Hochschulabsolventen sowie gezielt bei „Seiteneinsteigern“ herangezogen. Bei manchen Firmen werden bis zu 20 Prozent aller Vakanzen über Referral-Programme besetzt.
Ich selber habe zu meiner aktiven Zeit unser Personalmanagement einmal gefragt, welche Recruiting-Kanäle für die beiden Geschäftseinheiten „Consulting Services“ und „Technology Services“ innerhalb eines Jahres gewählt wurden und wie der entsprechende Erfolg war. Das Ergebnis ist in untenstehender Abbildung dargestellt:
Bei Rekrutierungsmaßnahmen, die ausschließlich über Mitarbeiterempfehlungen erfolgen, besteht allerdings die Gefahr, dass das Unternehmen nicht mehr die gesamte Bandbreite des Arbeitsmarktes ausschöpft und damit nicht die Vielfalt der Mitarbeitenden nutzt. Daher sollten Referral-Programme immer im Verbund mit anderen Recruiting-Kanälen durchgeführt werden.
Vertiefende Literatur:
D. Lippold: Modernes Personalmanagement. Personalmarketing im digitalen Wandel, 4. Aufl., Berlin/Boston 2023 (erscheint im Juli)
Über die Person
Prof. Dr. Dirk Lippold ist Dozent an verschiedenen Hochschulen. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Gebiete Unternehmensführung, Marketing & Kommunikation, Personal & Organisation, Technologie- und Innovationsmanagement sowie Consulting & Change Management. Zuvor war er viele Jahre in der Software- und Beratungsbranche tätig – zuletzt als Geschäftsführer einer großen internationalen Unternehmensberatung. Auf seinem Blog www.dialog-lippold.de schreibt er über aktuelle betriebswirtschaftliche Themen.
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