Nachbericht COPETRI Convention Vom Change und seinen Chancen: Wie Unternehmen und Mitarbeitende fit für die Zukunft werden

Von Recruiting mit KI über Organisationsentwicklung, Weiterbildung und Mitarbeiterbindung bis zum Generationenmanagement – das Programm der COPETRI Convention 2024 bot wieder reichlich Inhalt zu den Themen People, Transformation und Innovation. PERSONALintern war beim ersten Festivaltag dabei und schildert seine Eindrücke.

Blick in den Ausstellungsbereich COPETRI Convention, in dem sich 85 Dienstleister mit ihren Software-Lösungen und Beratungsangeboten präsentierten. (Bild: COPETRI / Adrian Müller)

Am 14. und 15. Mai 2024 fand die dritte COPETRI CONVENTION statt und lockte insgesamt 3.208 Teilnehmende nach Offenbach. Weniger als 2023, als die Veranstalter noch etwas mehr als 4.000 Teilnehmende begrüßen konnten. Auch waren weniger ausstellende Dienstleister (2023: 100 / 2024: 85) vor Ort – beides wohl ein deutliches Indiz dafür, dass gerade in vielen Unternehmen der Gürtel beim Marketing- und Reisebudget enger geschnallt werden muss. Der Stimmung auf dem alten Industriegelände Fredenhagen tat das keinen Abbruch. Die angereisten Expertinnen und Experten aus den Handlungsfeldern People, Transformation und Innovation befassten sich in Festivalatmosphäre mit Fragen der Zukunftsfähigkeit von Mitarbeitenden, Teams und Organisationen – und hatten besonders im Außenbereich reichlich Gelegenheit zum informellen Austausch und Netzwerken. Das Programm umfasste 241 Keynotes, Panels, Workshops und Interaktionsformate mit 258 Rednerinnen und Rednern. Übergeordnetes Motto in diesem Jahr: „Constant Change – Let‘s turn it into Chances!“ 

Von Generationenmanagement bis Future Readiness 

Dieser Ansatz spiegelte sich in vielen der Sessions wider. Der Zukunftsforscher Tristan Horx etwa hob das Potenzial hervor, das in einer engen Zusammenarbeit der Generationen liegt. Ebenso Magdalena Rogl von Microsoft, die in diesem Zusammenhang von einer „All Generations Company“ sprach. Andreas Widl von Samson stellte das größte Innovationsprojekt seines Unternehmens vor, ein Neubau, mit dem auch ein Mind Change verbunden ist. Irène Kilubi sprach zur Wirkung der Corporate Influencer als Marken- und Wertebotschafter. Janis McDavid, der ohne Arme und Beine geboren wurde, zeigte auf, dass uns nur der konsequente Fokus auf das, was möglich ist, voranbringt.

Wirtschaftsphilosoph Anders Indset wiederum wies darauf hin, dass wir bereits über hervorragende Technologien verfügen, die wir sinnvoll weiterentwickeln können. Und die Unternehmerin Sara Nuru plädierte dafür, die Möglichkeiten der Wirtschaft für sozialen Impact stärker zu nutzen. Zudem stellte Ralf Hocke, CEO der COPETRI GmbH, gemeinsam mit Sabine und Alexander Kluge sowie Dennis Böcker das neue Copetri Programm „Future Readiness“ vor. Dieses bringt Entscheider und Experten zusammen auf einer 12-monatigen Lernreise. Das Ziel: Gemeinsam die Kompetenz entwickeln, die es braucht, um Organisationen zukunftssicher zu gestalten. In diesem Rahmen wurde auch ein Selbsttest für Unternehmen entwickelt.  

Wettbewerbsfähigkeit: Mehr oder einfach nur anders arbeiten? 

Während der COCON 2024 wurde auch wieder viel und intensiv diskutiert. Beispielsweise im Panel zum Thema „Aufbruch oder Abriss? - Deutschlands Arbeitswelt am Scheideweg“. Alexandra Mächtel (CHRO bei Verivox), Roland Hehn (Vorstand Personal bei der Schwarz Gruppe) und Dr. Bettina Volkens (Gründerin great2know GmbH) diskutierten mit Matthias Haller (Personalmagazin) u.a. die Frage: Müssen wir im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit mehr oder anders arbeiten? Stichworte waren reduzierte Arbeitszeiten und Vier-Tage-Woche. Bei letzterer würde Roland Hehn Kunden vor tageweise verschlossenen Lidl-Filialen sehen, und (sicher nicht nur) Bettina Volkens sorgt sich am Beispiel Deutsche Bahn um die Aufrechterhaltung des Zugverkehrs („Wo sollen die Lokführer herkommen?“).

Vor dem Hintergrund häufigerer psychischer Erkrankungen wandte Alexandra Mächtel zum Thema Mehr-Arbeiten ein: „Wir reden ja häufig über Wissensarbeit – und die ist nicht unbegrenzt skalierbar.“ Tenor war: Es muss nicht notwendigerweise mehr, eher besser organisiert gearbeitet werden. Vor dem Hintergrund, dass fast jedes Unternehmen in Deutschland in oder vor einer Transformation steckt, machen alle drei Diskutanten Weiterbildung/Upskilling als Top-Thema für HR aus. Erkannten aber auch: Viele Menschen sind inzwischen Change-verbrannt, seitens der Führungskräfte seien daher Fingerspitzengefühl und die Vermittlung von Sinnhaftigkeit mehr denn je gefragt.  

Mitarbeiterbindung als Zukunftsaufgabe 

„Retention ist das neue Recruiting“ – unter diesem Titel warf Christoph Franke (CO:X GmbH) mit Nadine Nobile (New Pay Collective), Prof. Dr. Sabrina Schell (Berner Fachhochschule), Timo Lorenz (MSB Medical School Berlin) und Uwe Seider (Team79 Beratungsgesellschaft) einen Blick auf die Bedeutung des internen Arbeitsmarktes. Für Prof. Schell wird aktuell zu viel über die GenZ und zu wenig über die Generation 55+ geredet. Und: Arbeitgeber sollten mehr auf die Wünsche von Mitarbeitenden nach Sichtbarkeit / Anerkennung und Jobcafting eingehen. Nadine Nobile wies auf das weiterhin verbreitete Phänomen hin, dass Neulinge im Unternehmen mehr verdienen als langjährige Kollegen. Zudem sei im Sinne von „Holistic Pay“ wichtig, was Mitarbeitende unabhängig vom Gehalt von der Organisation zurückbekommen möchten (Stichworte: Freiheiten, Flexibilität, Feedback).

Timo Lorenz forderte von Führungskräften mehr echtes Interesse an Personen und ihren Lebenswelten und Lebensphasen. Dafür benötigten sie aber auch Weiterbildung und unterstützende Coachings – etwa zu Empowerment und Feedback. Uwe Seider berichtete dazu über die Feedbackkultur seiner Firma. Bei Mitarbeitendengesprächen gebe es drei inhaltlich getrennte Formate: Im ersten geht es um die Frage: Was habe ich erhalten? Was will ich?, das zweite um den persönlichen Wertbeitrag und das dritte um die persönliche Entwicklung.   

Schwerpunkt KI: Wer kann Empathie besser? 

Ein besonderer Fokus des Programms lag auf dem Thema Künstliche Intelligenz und ihre Einsatzgebiete. Prof. Dr. Peter Buxmann (TU Darmstadt) erläuterte, wie man KI von der Theorie in die Praxis holen kann und ging dabei auf die Aspekte Qualität und Ethik ein. Die Wichtigkeit eines ethischen Umgangs mit KI betonte auch Keynote-Speakerin Mina Saidze. Mit KI im Recruiting  beschäftigten sich u.a. Wolfgang Brickwedde vom ICR und Pia Tischer (coveto ATS), die mehr Bewerber durch KI-assistierte Stellenausschreibungen ohne Zeitaufwand versprach; und Yannick Rediske (Startify) und Gerald Schließ (Hase und Igel) zeigten auf, was KI in Sachen Geschäftsmodellvalidierung leisten kann.

Peter Fischer (eurosysteam) stellte die Frage in den Raum: „Steht KI auch für Künstliche Innovation?“ Seine Überzeugung: Es wird in nicht allzu ferner Zukunft eine Generation von KI geben, die zu einhundert Prozent von KI entwickelt wurde. Auch ging er der Frage nach, wie gut sich KI als Führungskraft schlagen könnte. Hierzu Fischers ebenso beruhigende wie ernüchternde Einschätzung: „Menschen können Empathie zurzeit noch besser als KI, haben aber schon jetzt keinen Bock drauf.“ 

Bock auf einen Besuch der nächsten COPETRI Convention machte der Tag in Offenbach auf jeden Fall. Im Jahr 2025 findet das Event am 3. und 4. Juni 2025 wieder am selben Ort statt, wie der Veranstalter COPETRI GmbH bereits bekanntgab.

Fotostrecke zur COPETRI Convention 2024

 

Über die Person

Alexander Kolberg ist als Redaktionsleiter für die Inhalte von PERSONALintern.de zuständig. Zudem unterstützt er innerhalb des Smart News Fachverlags die Redaktionen der Schwesterportale CONSULTING.de und marktforschung.de. Er verfügt über mehrjährige Redaktionserfahrung bei Fachpublikationen im Bereich Personalmanagement und war zudem über vereinhalb Jahre als Referent für einen Industrieverband tätig.
E-Mail: alexander.kolberg(at)personalintern.de

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