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Kolumne von Prof. Dr. Dirk Lippold Unternehmenskultur: Was traditionelle Unternehmen von Start-ups lernen können
Im Bereich der Unternehmenskultur kommt es regelmäßig entweder zur größten Ablehnung oder zur (fast) euphorischen Annahme neuer Technologien. Die unterschiedlichen Mentalitäten und Wertvorstellungen der jeweiligen Generationen können dabei nicht einfach ignoriert werden. Auch mit Kündigungen zu reagieren, kann angesichts der demografischen Entwicklung (Stichwort: Fachkräftemangel) nicht funktionieren und ist keine Lösung. Nur eine generationengerechte Unternehmensführung wird zum wettbewerbsbestimmenden Erfolgsfaktor für die Zukunft.
Bei den Start-ups sind neue Technologien zumeist essenzielle Bestandteile der Arbeitskultur und daher unproblematisch. Bei den traditionellen Firmen ist dagegen eine Führung gefragt, die alle Generationen begeistert und verbindet, damit alle an der gemeinsamen Arbeitsumgebung arbeiten und fortlaufend hybride (analoge wie digitale) Kompetenzen entwickeln können.
Start-ups, die häufig (noch) keinerlei Hierarchien kennen, verstehen sich sehr gut darin, alle Eigenschaften der Generation Y (und zunehmend auch der Generation Z) zu nutzen und auch in ihrem Sinne zu bestärken. Wo andere Unternehmen an ihre Grenzen stoßen und mit den Eigenschaften und Ansichten der Digital Natives nicht umgehen können, werden sie in Start-ups unterstützt. Im Gegenzug sind zumindest die „Ypsiloner“ bereit, eine hohe Leistungsbereitschaft zu zeigen. Statussymbole wie Dienstwagen sind von geringerer Bedeutung.
Der enorme Erfolg, den Start-ups mit ihren innovativen Führungsstilen haben, bleibt auch großen Unternehmen nicht verborgen. Sie übernehmen gewisse Aspekte der neuen Führungsansätze, die sich aus dem Umgang mit den veränderten Wertvorstellungen der neuen Generationen ergeben (siehe Abbildung), und führen sie in den eigenen Organisationen ein.
Beispiel Springer: "Alle Chancen eines Start-ups"
So auch der Verlag Axel Springer SE, dessen Aktivitäten als beispielhaft im Umgang mit den besonderen Herausforderungen der digitalen Transformation gelten. Im Rahmen seiner Umstrukturierung vom physischen Print-Verlag zum digitalen Medienkonzern tätigte Springer in den Jahren 2006 bis 2015 mehr als 230 Investments vornehmlich in Startup-Unternehmen. Aufgrund der Erfahrungen mit diesen M&A-Aktivitäten wirbt der Konzern mit dem Slogan „Alle Chancen eines Start-ups“. Mit dieser Arbeitgeberkampagne will man potenziellen Mitarbeitern zeigen, dass das Unternehmen die Sicherheit und Vorteile eines Konzerns und gleichzeitig die Dynamik und Arbeitskultur eines kleineren Start-ups bietet.
Ob sich junge Menschen zu Beginn ihres Berufslebens für eine Arbeit in einem Start-up mit vielen Freiräumen oder in einem hierarchisch geprägten Unternehmen mit mehr Strukturen, Prozessen, Routinen und (ökonomischer) Sicherheit entscheiden, hängt sicherlich von ihren persönlichen Präferenzen ab. Damit stellen sie eigenverantwortlich schon erste Weichen dafür, wie sie arbeiten und wie sie geführt werden möchten. Die agile Aufgabenbearbeitung mit „Start-up-Methoden“ steht dabei den Strukturen und Standards der „Managerial-Effektiveness“ größerer Unternehmen gegenüber.
Begeisterung als Zauberwort
Doch unabhängig davon, wie sich junge Menschen entscheiden, eine gute Führung zeichnet sich in allen Unternehmen durch Wertschätzung, Anerkennung, soziale Präsenz und letztlich auch durch das Führungsprinzip „Management by Objectives“ aus. Das ist eine Frage der Persönlichkeit der jeweiligen Führungskraft und nicht, ob man in einem Start-up oder in Großunternehmen arbeitet. Offensichtlich ist es aber eine anspruchsvollere Führungsaufgabe, den jungen Mitarbeitern von Großunternehmen in prozessgesteuerten Bereichen das Gefühl der Arbeitszufriedenheit und -erfüllung zu vermitteln. Begeisterung ist dabei für mich das Zauberwort einer Führung, die mitreißt – unabhängig ob in Start-ups oder traditionellen Unternehmen.
Mehr Informationen zu diesem Thema und Literatur hier:
D. Lippold: Personalmanagement und High Potentials. Top-Talente finden und binden. Berlin/Boston 2021.
Über die Person
Prof. Dr. Dirk Lippold ist Dozent an verschiedenen Hochschulen. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Gebiete Unternehmensführung, Marketing & Kommunikation, Personal & Organisation, Technologie- und Innovationsmanagement sowie Consulting & Change Management. Zuvor war er viele Jahre in der Software- und Beratungsbranche tätig – zuletzt als Geschäftsführer einer großen internationalen Unternehmensberatung. Auf seinem Blog www.dialog-lippold.de schreibt er über aktuelle betriebswirtschaftliche Themen.
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