Personalberatungsmarkt 2023/2024 Trotz mehr Vermittlungen von Managerinnen und Nachfrage nach Interim Managern – der Personalberatungsmarkt leidet

Der deutsche Personalberatungsmarkt leidet aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Lage in Deutschland. Das ist das Fazit der vom BDU jährlichen durchgeführten Studie unter Personalberatungsgesellschaften. Es gibt aber auch Lichtblicke und Wachstumsfelder.

Eines der wenigen Felder, in denen der Personalberatungsmarkt zulegen kann, ist die Vermittlung von Managerinnen (Bild: picture alliance / Shotshop | Monkey Business 2).

Die Aussichten für den deutschen Personalberatungsmarkt bleiben nach der Studie „Facts & Figures“ des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberatungen e.V., kurz BDU, mau. Nach dem der Umsatz 2022 noch um 12,5 Prozent gestiegen war, schrumpfte das Personalberatungsbusiness in 2023 um 2,5 Prozent. Und auch der Ausblick ins aktuelle Jahr ist negativ: ein prognostizierter Umsatzrückgang von -3,5 Prozent würde den Gesamtmarkt auf ein Volumen von 2,8 Milliarden Euro reduzieren.

Der Markt hat deshalb auch deutlich Kapazitäten abgebaut, vor allem im Research und Back-Office. So arbeiten in den rund 2.450 Personalberatungsunternehmen in Deutschland aktuell noch 15.400 Mitarbeitende. 2022 waren dies noch 16.600. Als Grund für den Rückgang werden effizientere Prozesse durch den Einsatz von KI-Tools genannt. Diese Entwicklung weist darauf hin, dass technologische Innovationen zunehmend auch die Kernprozesse der Branche beeinflussen.

Mittelgroße Personalberatungshäuser wachsen gegen den Trend

Der Gesamtmarktumsatz lag 2023 noch bei 2,9 Milliarden Euro, wobei 21 Prozent des Umsatzes auf die Top-25 Personalberatungen im Markt entfielen. Während die Top-25 einen Umsatzrückgang von durchschnittlich vier Prozent verzeichneten, konnten mittelgroße Executive Search Unternehmen ein Plus von einem Prozent erzielen. Kleinere Beratungen verzeichneten dagegen ein Minus von vier Prozent.

Damit bewahrheitet sich einmal mehr, dass die Entwicklung in der Personalberatung ein Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist.

„Die wirtschaftliche und politische Lage forcieren Unsicherheiten in den Unternehmen, sodass weniger Personal gesucht wird.“

kommentiert Wolfram Tröger, Vizepräsident des BDU.

Suche nach Interim-Managern wächst

Im Unterschied zum Kerngeschäft der Personalvermittlung gibt es aber auch Bereiche, in denen Personalberater 2023 mehr Umsatz erzielen konnten, auch wenn das Kerngeschäft, die Vermittlung von Personal, rückläufig ist. Einen positiven Trend verzeichneten zum Beispiel die Suche von Interim-Managern (+10,1 Prozent). Dies wird laut der Studie auch 2024 anhalten. Weitere Wachstumsfelder für Personalberatende sind die Entwicklung des Managements (+9,5 Prozent) und das Consulting der Führungsmannschaft (+sieben Prozent).

Zögerlichkeit von Kandidaten nimmt zu

Außerdem macht den Personalberatenden die fehlende Verbindlichkeit von Kandidatinnen und Kandidaten zunehmend das Leben schwer. Gerade die Reaktionsdauer auf Social-Media-Anfragen bei LinkedIn und Xing, die von Personalberatenden intensiv genutzt werden, sei deutlich länger geworden.

„Diese Faktoren führen zu Verzögerungen in den Besetzungsprozessen und machen deutlich, dass die Ansprache geeigneter Kandidatinnen und Kandidaten herausfordernder wird. Gerade vor diesem Hintergrund wird die Rolle der Personalberater zunehmend wichtiger, um diese komplexen Prozesse zielführend zu steuern“,

erläutert Arne Adrian, Vorstandsvorsitzender des Fachverbandes Personalberatung im BDU.

Besonders erfreulich für die im Vergleich zu anderen Beratungssegmenten recht weiblich geprägte Personalberatungsbranche, ist der Anstieg des Frauenanteils, die von Executive Search Firmen präsentiert und platziert werden konnten. Vor allem auch das Interesse an über 50-jährigen Managerinnen unterstreicht den Trend zu mehr Geschlechterdiversität wie auch die Wertschätzung von Erfahrung.

Ausblick 2024: Weiterer Rückgang des Marktes befürchtet

Der Wind bleibt rau für den Personalberatungsmarkt. Davon gehen zumindest die knapp 200 Beratungshäuser auf, die im Rahmen der Studie befragt wurden. Besonders unter Druck steht nach wie vor das traditionelle Kerngeschäft der Personalvermittlung. Hier sehen besonders die Beratungsboutiquen (bis 250.000€ Umsatz) pessimistisch in die Zukunft und rechnen mit einem weiteren Rückgang um -8,0 Prozent. Die Top-25-Beratungen sind mit -1,5 Prozent Umsatzrückgang noch am positivsten gestimmt.

Jetzt den PERSONALintern-Newsletter abonnieren

Personalveränderungen +++ Fachbeiträge +++ Termine +++ Stellenangebote

Methodik

Erhebungsmethode Online-Befragung
Befragte Zielgruppe Spezialisierte Personalberatungsunternehmen, die im Alleinauftrag arbeiten
Stichprobengröße knapp 200 Personalberatungsgesellschaften
Feldzeit Mai/Juni 2024
 

Über die Person

Holger Geißler ist Geschäftsführer und Mitgründer des Smart News Fachverlag, der die Branchenportale PERSONALintern.de, marktforschung.de und CONSULTING.de betreibt. Er ist außerdem Mitglied in der Geschäftsführung der succeet GmbH, Veranstalter der Leitmesse der Insight Industry.

Kommentare:

Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!


Bitte loggen Sie sich ein, um zu kommentieren:

Login
Bitte warten, Verarbeitung läuft ...