Recruiting Talentgewinnung durch Gaming: „Jetzt spielen!“ statt „Jetzt bewerben!“

Videospiele haben das Potenzial, die Recruiting-Welt nachhaltig zu revolutionieren. Davon ist Stephan Egbringhoff, Geschäftsführer von Lean Ocean Software, überzeugt. Denn Gaming bietet ein interaktives Erlebnis, in dem Zielgruppen selbst aktiv entdecken können, warum ein Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber ist. Etwa, indem sie spielerisch verschiedene Abteilungen einer Baumarktkette kennenlernen.

Recruiting-Spiel (Bild: AKEYI)
So startet das Recruiting-Spiel für Hagebau. Folgen die Interessierten Jana (Bildmitte, rote Jacke), können sie spielerisch verschiedene Abteilungen kennenlernen. Die Grafik ist bewusst einfach gehalten, um den Fokus auf die Interaktion zu lenken. (Bild: AKEYI)

Das Personalmarketing steht vor einer der größten Herausforderungen unserer Zeit: Der demografische Wandel führt dazu, dass der Bewerberpool kontinuierlich schrumpft und viele Stellen unbesetzt bleiben. Gleichzeitig sorgt die Content-Flut auf Social Media dafür, dass die Aufmerksamkeit der Menschen stetig abnimmt. Doch was können HR-Verantwortliche und Recruiter tun, um ihre Zielgruppe effektiv zu erreichen und ihre Stellen erfolgreich zu besetzen? Genau mit dieser Frage hat sich mein Startup-Team intensiv beschäftigt, und die Antwort haben wir in Recruiting-Videospielen gefunden.

Was auf den ersten Blick vielleicht verrückt erscheint, hat das Potenzial, die Recruitingwelt nachhaltig zu revolutionieren.

In einer Zeit, in der Texte kaum noch gelesen werden und die Verweildauer bei Imagevideos rapide sinkt, bleiben nur wenige Methoden übrig, um Menschen davon zu überzeugen, dass man ein attraktiver Arbeitgeber ist.

Wir sind überzeugt, dass Videospiele die Lösung sind. Im Gegensatz zu passiven Formaten wie Texten, Bildern und Videos bieten Videospiele ein interaktives Erlebnis, in dem die Zielgruppe selbst aktiv werden und entdecken kann, warum ein Unternehmen ein attraktiver Arbeitgeber ist.

Per Rollenspiel Kunden beraten oder Patienten betreuen

Ende 2022 sind wir in eine frühe Validierungsphase gestartet und konnten Pilotkunden wie Targobank, einen Discounter und die Sparkasse Münsterland Ost davon überzeugen, diesen neuen Recruiting-Ansatz mit uns auszuprobieren.

Entstanden sind Videospiele, die auf dem Konzept eines Rollenspiels basieren.

Spieler wählen eine Spielfigur und beginnen das Abenteuer – allerdings nicht, um Drachen zu besiegen oder Prinzen (oder Prinzessinnen) zu befreien, sondern um zum Beispiel in einem Baumarkt Küchenplatten zuzusägen, in einer Bank Kunden zu beraten oder in einem Krankenhaus Patientinnen und Patienten zu betreuen. Die Praxis zeigt, dass es funktioniert.

Dialog aus dem Krankenhaus-Spiel (Grafik: AKEYI)
Beispiel für einen Dialog aus dem Krankenhaus-Spiel. Ein wiederkehrendes Element der verschiedenen Branchen-Games ist, dass die Spielerinnen und Spieler einfache Aufgaben bewältigen müssen. (Grafik: AKEYI)

Indem unsere Kunden das typische "Jetzt bewerben" einfach gegen "Jetzt spielen" austauschen, bieten sie ihrer Zielgruppe ein einfacheres und ansprechenderes Angebot und erreichen dadurch deutlich mehr Menschen. Ein weiterer Grund, warum Videospiele so effektiv sind, liegt darin, dass sie ein interaktives Format darstellen:

Die Zielgruppe kann selbstständig etwas unternehmen, aktiv Entscheidungen treffen und wird spielerisch durch die verschiedenen Unternehmensbereiche geführt.

Dies führt dazu, dass sich die Kandidaten viel intensiver mit dem Unternehmen auseinandersetzen, als wenn sie nur einen Text lesen oder ein Video ansehen würden. Die Spiele haben bei uns durchschnittlich eine Spieldauer von 5 Minuten.

Reichweite und Bewerbungszahlen erhöhen

Dies bringt mich zu dem dritten Punkt, den ich gerne allen HR-Entscheidern mitgeben möchte: Videospiele könnten ein sehr spannendes Puzzlestück für ihre Recruiting-Strategie darstellen, denn anders als bei herkömmlichen Personalmarketingmaßnahmen bieten Videospiele die Möglichkeit, der Zielgruppe ein positives Erlebnis zu schenken, bevor sie mit jemandem im Unternehmen gesprochen haben. So etwas bleibt im Kopf.

Spielfiguren (Grafiken: AKEYI)
So sehen die Spielfiguren aus, mit denen die Spielerinnen und Spieler auf Entdeckungsreise gehen, um den potenziellen Arbeitgeber kennenzulernen. (Grafiken: AKEYI)

Was bedeutet dies in Zahlen? Wir haben im ersten Jahr 32 Kunden mit so einem Spiel ausgestattet und die ersten Kunden bestätigen einen Anstieg der Bewerbungen um 25 Prozent oder mehr sowie eine signifikante Erhöhung der Reichweite.

Ob die Leute über Social Media zum Spielen eingeladen werden, das Spielangebot auf der Website platziert wird oder ob das Spiel auf Messen und Informationsveranstaltungen präsentiert wird – Gaming erweist sich als ein äußerst zugängliches und ansprechendes Format, das vielseitig einsetzbar ist.

Wenn ich den HR-Verantwortlichen einen Tipp mitgeben dürfte, dann dass sie sich mit dem Thema Videospiele im Recruiting sowie Gamification generell noch viel stärker beschäftigen sollten. Ich bin absolut überzeugt, dass Corporate-Gaming in Zukunft hier, ähnlich wie auch im Unterhaltungsmarkt, zu dem entscheidenden Element werden wird. Mein Team und ich sind natürlich auch ein bisschen stolz, dass wir diese Entwicklung mitgestalten dürfen.

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Über die Person

Stephan Egbringhoff ist Geschäftsführer der Lean Ocean Software GmbH. Deren Plattform AKEYI hilft Unternehmen mit Corporate-Games dabei, Menschen im Recruiting und Marketing spielerisch zu erreichen und zu begeistern. Die Spiele überzeugten auch Jury und Publikum der NRW Hub-Battle, die im April 2024 in Bonn stattfand. AKEYI gewann den renommierten Start-up-Wettbewerb brachte den Pokal nach Münster.

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