Personalthema Stellenangebot für HR-Fachkräfte auf sehr hohem Niveau
Auch die Anzahl der personalsuchenden Unternehmen nahm stark zu. Von Januar bis Juni 2019 schrieben rund 23.600 Arbeitgeber Stellen für HR-Fachkräfte aus, im ersten Halbjahr 2023 waren es über 36.000 Firmen – ein Plus von fast 35 Prozent. Viele Organisationen vergrößerten ihre Personalabteilung personell. Andere, vor allem kleinere Unternehmen, bauten in den letzten Jahren eigene HR-Einheiten auf.
Auch die hohen Ausgaben für die Schaltung von Stellenanzeigen in Print-Medien und auf Online-Jobbörsen zeigt, wie schwer es Unternehmen fällt, Stellen in der Personalabteilung zu besetzen. Im ersten Halbjahr lagen die Investitionen in die Anzeigeschaltung für HR-Expertinnen und -Experten bei unglaublichen 87 Millionen Euro. Schlecht für die Unternehmen, aber gut für die Personalerinnen und Personaler: Vielerorts können sie sich ihren Arbeitgeber aussuchen und in Gehaltsverhandlungen sehr selbstbewusst auftreten.
Besonders spannend ist die Frage, welche fachlichen Profile Organisationen momentan genau suchen.
Diese HR-Fachkräfte haben die besten Jobchancen
In HR-Abteilungen stehen viele administrative Aufgaben an. Daher wundert es nicht, dass im ersten Halbjahr 2023 mit rund 32.000 Stellen die meisten Positionen für „Personalsachbearbeiter:innen“ ausgeschrieben wurden. Mit dem zunehmenden Einsatz digitaler und KI-basierter Tools dürfte der Bedarf nach diesen Fachkräften in den nächsten Jahren zurückgehen und ein anderes fachliches Profil an die erste Stelle treten: „Recruiter:innen“, für die Arbeitgeber von Januar bis Juni dieses Jahres deutschlandweit rund 28.500 Positionen veröffentlicht haben. Mit deutlichem Abstand stehen an dritter Stelle Jobs für „Personalreferent:innen“ (ca. 15.000 Positionen), gefolgt von Stellenangeboten für „HR Business Partner:innen“ (fast 6.900 Positionen) und „Personalentwickler:innen“ (nahezu 5.400 Positionen).
Das vergleichsweise geringe Jobangebot für „Personalentwickler:innen“ macht auf den ersten Blick stutzig, spielt doch für viele Mitarbeitende die persönliche und fachliche Weiterentwicklung eine sehr wichtige Rolle – und daher auch für die Retention. Langfristig denkende Unternehmen sollten daher keine Kosten und Mühen für die Personalentwicklung scheuen. Und wer könnte dieses wichtige Thema besser vorantreiben als eine darauf spezialisierte HR-Fachkraft? Gleichzeitig möchte ich den Unternehmen nicht unrecht tun. In vielen Organisationen kümmern sich HR-Mitarbeitende mit einem anderen Jobtitel um das Thema Fort- und Weiterbildung, aber oft nur neben dem Tagesgeschäft. Ich bin aber guter Dinge, dass der Stellenwert von „Personalentwickler:innen“ in den nächsten Jahren steigen und sich diese Entwicklung auch in der Anzeigenschaltung spiegeln wird.
Diese Branchen benötigen die meisten Fachkräfte mit HR-Expertise
Dienstleistungsunternehmen suchten mit großem Abstand die meisten Personalerinnen und Personaler. Im ersten Halbjahr dieses Jahres inserierten sie fast 85.000 Positionen in Print-Medien, auf Online-Jobbörsen, dem Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit und auf ihren eigenen Firmenwebsites. Erklären lässt sich dieser hohe Wert zum einen mit der großen Bedeutung der HR-Arbeit in diesem People Business. Ein weiterer Grund könnte die starke Fluktuation in der Branche sein, die zu Mehrarbeit in den HR-Abteilungen führt. Ebenfalls sehr gute Jobchancen hatten Personalexpertinnen und -experten von Januar bis Juni in der Industrie (über 16.800 Positionen) und im IT-Sektor (fast 13.300 Positionen). Auch im Handel (rund 9.400 Positionen) sowie im Gesundheits- und Sozialwesen (nahezu 8.900 Positionen) gab es viele freie Stellen im HR-Bereich.
Personalmanager mit Berufserfahrung sind besonders gefragt
Arbeitgeber stellen in ihren Personalabteilungen vor allem klassische Fachkräfte mit Ausbildung und Berufserfahrung ein. An diese Hierarchiestufe richteten sich im ersten Halbjahr 2023 fast 80.000 Stellenangebote. Auf Platz zwei der meistgesuchten Profile kommen Fachkräfte mit akademischer Bildung (nahezu 39.000 Stellen), sicherlich angesichts der wachsenden Komplexität vieler HR-Prozesse. Gleichzeitig legen Arbeitgeber, den öffentlich ausgeschriebenen Stellen nach zu urteilen, bei der Besetzung von HR-Stellen ein besonderes Augenmerk auf Nachwuchskräfte. So veröffentlichten sie zwischen Januar und Juni dieses Jahres fast 15.600 Stellen für „Praktikant:innen“ und Werkstudierende. Dass immer mehr Personalabteilungen auf Projektarbeit setzen und für reibungslose Abläufe eigenes Personal einstellen, zeigt die hohe Anzeigenschaltung für „Projektleiter:innen im HR-Segment“ (nahezu 7.900 Stellen).
Hier finden HR-Fachkräfte die meisten Stellen
Unabhängig von Branche und Erfahrungslevel bieten einige Regionen in Deutschland deutlich bessere Jobchancen für Personalmanager als andere. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen konnten sich HR-Fachkräfte von Januar bis Juni dieses Jahres auf über 33.000 Jobs und daher die deutschlandweit meisten freien Stellen bewerben. Aber auch der wirtschaftlich starke Süden wartete mit Top-Karrierechancen für HR-Spezialisten auf. In Bayern lag das Jobangebot im selben Zeitraum bei mehr als 26.100 Stellen und in Baden-Württemberg bei rund 24.800 Stellen. Spitzenreiter in den neuen Bundesländern waren Sachsen mit über 6.800 Stellen und Thüringen mit etwa 3.400 Stellen.
Auf Städteebene gab es für Personalerinnen und Personaler auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung die besten Jobaussichten in Berlin (rund 12.500 Stellen), hier vor allem in Behörden, bei Mittelständlern und in Start-ups. Ebenfalls gute Jobchancen boten die Metropolen München (fast 9.000 Positionen), Hamburg (etwa 8.000 Positionen) und Frankfurt am Main (nahezu 6.000 Positionen). Auf den weiteren Plätzen folgen Köln (über 5.200 Positionen), Düsseldorf (rund 4.600 Positionen) und Stuttgart (circa 4.000 Positionen).
Diese Unternehmen suchen die meisten HR-Fachkräfte
Die zahlenmäßig besten Karriereoptionen im HR-Segment boten im ersten Halbjahr 2023 überregional tätige Personaldienstleister: Workwise (fast 3.900 Positionen), Hays (mehr als 1.400 Positionen), Randstad (nahezu 1.400 Positionen) und Adecco (fast 1.300 Positionen). HR ist schließlich ihr Kerngeschäft. Von Personaldienstleistungen abgesehen, konnten sich HR-Profis und alle, die es werden möchten, bei der Deutschen Bahn auf die meisten Stellen bewerben. Der Branchenprimus im Schienensektor schrieb von Januar bis Juni dieses Jahres rund 1.200 Stellen für Personalerinnen und Personaler aus. Auf den weiteren Plätzen folgen Bosch (250 Positionen), Rewe (230 Positionen), Deloitte (212 Positionen) und der Logistikanbieter Nordfrost (199 Positionen).
So gewinnen Unternehmen gute Personalerinnen und Personaler
Doch was ist Personalexpertinnen und -experten am eigenen Arbeitsplatz wichtig? Meiner Erfahrung nach legen HR-Fachkräfte besonders großen Wert auf Diversität, Vereinbarkeit, flache Hierarchien, Gestaltungsfreiheit und eine wertschätzende Unternehmenskultur. Die Betonung liegt auf nachweislich. Unternehmen müssen auf der Karrierewebsite und in Stellenanzeigen die einzelnen Punkte mit konkreten Beispielen veranschaulichen. Reine Buzzwords durchschauen erfahrene HR-Fachkräfte spätestens im Vorstellungsgespräch. Zudem sollten Arbeitgeber in allen Phasen der Candidate Journey den hohen Stellenwert von HR in ihrem Unternehmen deutlich machen. Personalerinnen und Personaler wollen, genau wie ihre Kollegen in den Fachabteilungen, gesehen und wertgeschätzt werden.
Vor allem Unternehmen mit einer starken Arbeitgebermarke punkten bei HR-Spezialistinnen. Die Geschäftsführung – und nicht nur die Personalabteilung – sollte sich daher grundlegend mit dem Thema Employer Branding auseinandersetzen und das HR-Marketing in eigener Sache beherzt vorantreiben. Denn wer eine überzeugende Arbeitgebermarke hat, macht sich in der HR-Szene und darüber hinaus schnell einen Namen. Und ein hoher Bekanntheitsgrad erleichtert wiederum das Recruiting.
Wichtig sind in Sachen Personalmarketing für Personalerinnen und Personaler neben einem ansprechenden Webauftritt und Active Sourcing vor allem persönliche Gespräche auf Personalmessen sowie Anzeigen in HR-spezifischen Magazinen und Newslettern wie PERSONALintern. Eigene HR-Mitarbeitende als Markenbotschafter aufzubauen, ist ebenfalls erfolgversprechend. Auf Xing, LinkedIn, HR-Kongressen und in ihren privaten Netzwerken setzen HR-Mitarbeitende ihre Firma dann als attraktiven Arbeitgeber in Szene – mit Blick auf den eigenen Berufsstand und andere Fachkräfte.
Über die Person
Jürgen Grenz ist CEO der index Gruppe, die 1994 gegründet wurde und heute rund 180 Mitarbeiter:innen beschäftigt. index berät als Spezialist für HR-Marketing, Personalmarktforschung, Karriereportale und Outplacement Unternehmen, Personaldienstleister, öffentliche Einrichtungen und Verbände zu Personalthemen. Mit index Anzeigendaten ist seine Unternehmensgruppe europäischer Marktführer in der Stellenmarkt-Auswertung. 2023 gründete Jürgen Grenz gemeinsam mit Hartmut Lüerßen und Oliver Saul die... mehr
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