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Rehiring Rückkehr-Potenzial: Win-Win für Unternehmen und Mitarbeitende

Lange Zeit galt die Rückkehr zum alten Arbeitgeber als Makel im Lebenslauf. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels ist diese Regel überholt. Mitarbeitende ebenso wie Unternehmen können viele Vorteile aus einer Rückkehrkultur ziehen. Doch dafür müssen einige Faktoren für beide Parteien stimmen. Welche das sind, erläutert Arne Engelbrecht, Geschäftsführer von SALT AND PEPPER Consulting.

Wiedersehen macht Freude - auch am Arbeitsplatz (Bild: picture alliance / Zoonar | Robert Kneschke)

Der Fachkräftemangel ist für zahlreiche Unternehmen eine Herausforderung. Laut eines aktuellen Surveys des Engineering- und IT-Dienstleisters SALT AND PEPPER kann eine Rückkehrkultur für ehemalige Mitarbeitende eine Lösung sein. Zwei Drittel der Studienteilnehmenden teilen diese Ansicht. Etwa 25 Prozent der befragten IT-Fachkräfte würden nach einer Kündigung definitiv zu einem früheren Arbeitgeber zurückkehren, während weitere 42 Prozent dies in Betracht ziehen. Diese Haltung stößt auf Zustimmung seitens der Arbeitgebenden: Fast zwei Drittel der Unternehmen im IT-Sektor zeigen sich bereit, ehemalige Mitarbeitende erneut einzustellen.

Wiedersehen macht Freude

Die Rückkehr kann für Unternehmen sowie Arbeitnehmende eine Win-Win-Situation sein. Denn beide Seiten kennen einander bereits und sind mit den Stärken und Schwächen des anderen vertraut. Dies führt dazu, dass es beim Start keine unangenehmen Überraschungen gibt, denn beide Parteien wissen, was sie voneinander erwarten. Auch das Onboarding gestaltet sich in der Regel effizienter im Vergleich zu neuen Mitarbeitenden.

Unternehmen können beim Rehiring außerdem auf das neu erworbene Know-how der „neuen alten“ Fachkräfte bauen, welches diese außerhalb des Unternehmens sammeln konnten.

Bei der Rückkehr stoßen sie dann auf ein herzliches Willkommen und auf die Sicherheit, dass bisherige Leistungen und Fähigkeiten bereits bekannt sind und geschätzt werden. Ein weiterer Pluspunkt für Unternehmen bei der Rückkehr ihrer Fachkräfte ist, dass sie sich auf dem Markt als offene und attraktive Arbeitgeber positionieren. Zusätzlich lassen sich Kosten für Recruiting und Onboarding niedrig halten, da die Vakanzen mit bekannten Personen besetzt werden.  

Best Practices für das Rehiring

Damit ehemalige Mitarbeitende gerne zu ihrem früheren Arbeitgeber zurückkehren, spielt laut SALT AND PEPPER Survey die Kombination aus Sicherheit und Flexibilität eine entscheidende Rolle. Wichtige Auswahlkriterien, die einen Arbeitgeber attraktiv und somit auch für eine Rückkehr interessant machen, sind:

#Fairpay: Eine angemessene Bezahlung wünschen sich 65 Prozent der Befragten.

#Flexibilität: Flexible Arbeitszeiten und -orte stehen bei 55 Prozent auf der Wunschliste.

#TopTeam: Für 47 Prozent spielt ein positiver Teamgeist eine zentrale Rolle.

#CulturalFit: Für 40 Prozent sind eine vertrauensvolle Unternehmenskultur sowie konstruktives Feedback wichtig.

Mit steigendem Alter gewinnen eine gute Bezahlung und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis an Bedeutung, während flexible Arbeitszeiten über alle Altersgruppen hinweg relevant bleiben – insbesondere bei den 45- bis 54-Jährigen (64 Prozent). Unter den befragten IT-Fachkräften ist faire Bezahlung mit 55 Prozent Zustimmung der wichtigste Aspekt, gefolgt von Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort (53 Prozent). Diese Faktoren beeinflussen damit maßgeblich die Bereitschaft ehemaliger Mitarbeitender zur Rückkehr und sollten daher von Unternehmen in die Personalstrategie integriert werden.

Faire Bezahlung, flexible Arbeitsbedingungen und ein starker Teamspirit sind den befragten IT-Fachkräften am wichtigsten (Grafik: SALT AND PEPPER).

Wann eine Rückkehr nicht sinnvoll ist

Eine Rückkehr ist dementsprechend trotz der potenziellen Benefits nicht für alle Ehemaligen und Unternehmen der richtige Weg. Haben Unternehmenskultur oder Arbeitsklima etwa nicht den Vorstellungen der Beschäftigten entsprochen oder gab es Vertrauensbrüche oder zu geringe Anerkennung, ist ein Rehiring oft für beide Seiten ausgeschlossen. Auch bei einer einst positiven Beziehung kann es aber sein, dass Unternehmen oder Mitarbeitende sich während der Trennung so stark verändert haben, dass die Vorstellungen von gelungener Zusammenarbeit zu stark divergieren.

Wichtig ist es daher beim Wunsch nach einer Rückkehr, im Vorfeld genau zu klären, inwiefern die gegenseitigen Vorstellungen noch übereinstimmen oder ob es inzwischen veränderte Rahmenbedingungen gibt.

KI als Must-have

Insbesondere für Young Professionals wird z. B. eine ausgewogene Work-Life-Balance zunehmend bedeutsamer. Gleichzeitig sollen junge Fachkräfte aufgrund von Wettbewerbsdruck und Arbeitskräftemangel immer flexibler und effizienter arbeiten. Thrivemyway belegt in einer Studie, dass eine solche Belastung zu einem Produktivitätsverlust von 68 Prozent führt. Dieser wird oft von einem höheren Krankenstand und verstärkter Fluktuation begleitet.

Eine anhaltende Überlastung konterkariert somit den Erfolg einer Rückkehrkultur.

Die Implementierung geeigneter Tools ist daher von entscheidender Bedeutung, um Mitarbeitende zu entlasten und sie entsprechend ihrer Rolle für neue Herausforderungen zu befähigen – dies gilt für Rückkehrende wie für Neueinsteigende. Dieser Aspekt ist essenziell, um nicht nur Arbeitsplätze attraktiv zu gestalten, sondern auch langfristig im Wettbewerb um neue sowie zurückkehrende Talente zu bestehen.

Offboarding als Schlüssel

Eine effiziente Rückkehrkultur stellt aber selbst für Unternehmen, die sämtliche Kriterien eines attraktiven Arbeitgebers erfüllen, keine Selbstverständlichkeit dar. Es braucht gezielte Maßnahmen, die bereits während des Offboardings beginnen. Ein konstruktives gegenseitiges Feedback und ein respektvoller Umgang können entscheidend sein, um den Grundstein für einen Wiedereintritt zu legen.        

Um den Kontakt zu ehemaligen Mitarbeitenden nach dem Offboarding zu halten, sind Alumni-Netzwerke sinnvoll.

Darin kann die Personalabteilung talentierten Ex-Mitarbeitenden passende Stellen empfehlen, in lockerem Austausch mit allen potenziell Rückkehrwilligen bleiben und somit die Tür für einen Neubeginn offenhalten. Unternehmen wie BASF, die Deutsche Telekom oder auch die SALT AND PEPPER Gruppe und Viessmann nutzen solche Maßnahmen zur Rückkehrkultur bereits erfolgreich. Für den SALT AND PEPPER-Rückkehrer Mirko Pellmann sind die wichtigsten Faktoren für ein gelungenes Comeback:

  • passende Grundvoraussetzungen wie ein empathischer Umgang sowie ein individueller Karriereplan inklusive Weiterbildung – laut SALT AND PEPPER Survey nicht nur wichtig als Basis für eine gelungene Rückkehr, sondern mit 87 Prozent Zustimmung auch einer der entscheidenden Faktoren im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
  • Kontakt zum Team zu halten, um Aktuelles aus dem Unternehmen zu erfahren.
  • übereinstimmende Werte und die passende Unternehmenskultur.

Rückkehrkultur: Erfolgsstrategie im War for Talents

Die zunehmende Akzeptanz der Rückkehr zum früheren Arbeitgeber stellt im Fachkräftemangel eine Win-Win-Situation für Unternehmen und Mitarbeitende dar. Dabei kommt es vor allem auf eine transparente Kommunikation über Bedürfnisse, Ziele und Werte beider Parteien an. Gelingt dies und alle Voraussetzungen stimmen, kann eine Rückkehrkultur ein echter Game Changer für Unternehmen und Mitarbeitende sein.

Über die Studie: Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.059 Büroarbeitende, darunter 563 Büroarbeitende aus dem Bereich IT und 529 Büroarbeitende aus dem Bereich Produktion, zwischen dem 28.08.2023 und 07.09.2023 teilnahmen.

 

Über die Person

Dr.-Ing. Arne Engelbrecht ist Geschäftsführer der Business Unit Consulting der SALT AND PEPPER Gruppe. Nach seinem Studium des Maschinenbaus promovierte er an der TU Hannover und gründete eine Unternehmensberatung, die er nach 12 Jahren verkaufte. Seit 2016 verantwortet er das Consulting Geschäft der Gruppe, das sich erfolgreich darauf spezialisiert hat, Unternehmen auf dem Weg in die Zukunft der Arbeit zu begleiten. Dabei kombiniert seine Einheit agile Arbeitsweisen und Methoden mit den... mehr

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