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Personalfokus Nachwuchsmangel bremst Investitionen, einfühlsame Führungskräfte holen das Beste aus Fernarbeitern heraus und Jobboom trotz Krise

Eine Studie des ifo Instituts zeigt, dass der Nachwuchsmangel die Investitionen in neue Technologien beeinträchtigt. Die Generation Z plant nur ein Jahr im ersten Job und setzt auf Flexibilität. Empathische Führungskräfte steigern die Leistung von Fernarbeitern, Quereinsteiger sind oft erfolgreich. Der Jobboom in den Bereichen Lagerlogistik, Handwerk, IT und Transport hält an, doch es besteht ein Fachkräftemangel. Lesen Sie weitere Nachrichten in unserem Personalfokus der Woche.

Der Jobboom hält auch im Bereich Transport weiter an (Bild: picture alliance/dpa | Jonas Walzberg).

Ifo Institut: Nachwuchsmangel bremst Investitionen in neue Technologien

Wenn Unternehmen weniger junge Berufseinsteiger einstellen können, investieren sie auch weniger in neue Technologien. Das ergab eine Studie des ifo Instituts, die Auswirkungen eines temporären Auszubildendenmangels auf betriebliche Investitionen untersucht. „Wir haben gesehen, dass Firmen ausreichend junges Personal brauchen, um insbesondere neue Technologien einzuführen. Der Nachwuchs bringt nicht nur digitale Kompetenzen mit, er ist auch eher bereit, sich neues Wissen anzueignen“, sagt Cäcilia Lipowski, Expertin am ifo Zentrum für Bildungsökonomik.

Die Studie untersucht diesen Zusammenhang anhand einer Bildungsreform von 2001 in Deutschland, die zu einer einmaligen Verringerung der Schulabgängerzahlen in bestimmten Bundesländern führte. Die Ergebnisse zeigen, dass Unternehmen mit einem hohen Anteil an Auszubildenden ihr Investitionsverhalten anpassten, als weniger Schulabgänger als Auszubildende verfügbar waren. In den Jahren 2001, 2002 und 2003 sanken die Investitionen pro Mitarbeiter deutlich. Dies deutet darauf hin, dass betriebliche Investitionen und die Verfügbarkeit junger Fachkräfte eng miteinander verknüpft sind. Unter anderem deshalb, weil Auszubildende ohnehin auf ihren Beruf vorbereitet werden müssen, die Weiterbildung bestehender Mitarbeiter aber in der Regel zulasten des laufenden Betriebs geht. „Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Digitalisierung wird es immer wichtiger, den Fachkräftenachwuchs zu sichern und gleichzeitig die Weiterbildung bestehender Arbeitskräfte zu fördern“, sagt Lipowski.

Berufseinsteigende sehen sich nur ein Jahr im ersten Job

Jährlich treten in Deutschland etwa 300.000 Hochschulabsolvent und -absoventinnen in den Arbeitsmarkt ein. Die Studie „Gen Z und der erste Job: Die neuen Trends für 2025“ von JobTeaser, einer Plattform in Recruiting und Karriereorientierung für Studierende und Hochschulabsolvent:innen, zeigt, dass junge Berufseinsteigende eine Mischung aus Optimismus und Pragmatismus mitbringen. Sie akzeptieren wirtschaftliche Unsicherheiten und sehen ihre Karriere als flexible Abfolge verschiedener Erfahrungen.

Arbeit ist für 92 Prozent der Gen Z eine wichtige Quelle der Erfüllung, und 72 Prozent nehmen ihren Arbeitsplatz positiv wahr. Neben einer guten Bezahlung (89 Prozent) sind ein angenehmes Arbeitsumfeld (86 Prozent), gute Teambeziehungen (85 Prozent) und Work-Life-Balance (84 Prozent) zentrale Erwartungen.

Ein unbefristeter Vertrag ist für viele nicht zwingend notwendig: 46 Prozent der Studierenden planen alternative Modelle wie befristete Verträge (20 Prozent), Freelancing (elf Prozent) oder Unternehmertum (sechs Prozent). Die ideale Dauer für die erste Stelle liegt bei nur einem Jahr, 85 Prozent wollen spätestens nach zwei Jahren wechseln. Viele sind offen für Branchen- und Standortwechsel und berücksichtigen dabei auch die Auswirkungen technologischer Entwicklungen, wie KI.

Junge Talente gestalten ihre Karriere aktiv, setzen auf Vielseitigkeit und Selbstverwirklichung. Unternehmen, die flexible Entwicklungsmöglichkeiten bieten, können diese Generation langfristig binden. Führungskräfte sollten daher offen für neue Karrierewege sein, um den Erwartungen der Gen Z gerecht zu werden.

Einfühlsame Führungskräfte holen das Beste aus Fernarbeitern heraus 

Einfühlsame Führungskräfte steigern die Leistung von Remote- und Hybrid-Mitarbeitern eher als emotional distanzierte Vorgesetzte, so eine Studie der Durham und Athens University. Entscheidend sind Fürsorglichkeit, klare Zielkommunikation und Struktur. Die Studie mit über 500 Teilnehmern zeigt, dass empathische Führungskräfte die Mitarbeiterbindung stärken, aber auch Vermeidungsverhalten wie Social-Media-Nutzung fördern können. 

Dennoch verbessern sie die Aufgabenerfüllung und Leistung. Führungskräfte sollten daher regelmäßig kommunizieren, Meetings abhalten und klare Ziele setzen. Investitionen in Führungskräftetraining für Remote-Arbeit können helfen, die Herausforderungen hybrider Arbeitsmodelle zu bewältigen.

„Während der Covid-Pandemie stieg die Zahl der Fernarbeitsplätze sprunghaft an, und heute ist ein stabiles Gleichgewicht bei den Büroarbeitsplätzen gefunden worden, wobei Schätzungen des ONS zufolge etwa 44 Prozent der Arbeitnehmer in irgendeiner Form von Fernarbeitsplätzen arbeiten“, so Professor Epitropaki und Dr. Marstand. „Angesichts des zunehmenden Trends, dass Manager ihre Mitarbeiter auffordern, ins Büro zurückzukehren, um die Leistung zu steigern, könnte es sein, dass nicht die Heimarbeit die Leistung beeinträchtigt, sondern die mangelnden Führungsqualitäten der Manager“.

Mythos Quereinstieg: Karrierewechsel gelingt oft leichter als gedacht

Der Quereinstieg in neue Berufsfelder nimmt stark zu: In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl entsprechender Stellenanzeigen auf Stepstone.de vervierfacht. Laut einer Umfrage unter 6.300 Beschäftigten in Deutschland haben 48 Prozent bereits einen Quereinstieg gemeistert. 69 Prozent arbeiten weiterhin in dem neuen Job und 75 Prozent sind damit zufrieden.

Trotz anfänglicher Unsicherheiten für einige (22 Prozent) und Herausforderungen wie fehlendem Netzwerk (zwölf Prozent) oder notwendiger Weiterbildung (13 Prozent) hatten 38 Prozent keinerlei Schwierigkeiten beim Wechsel. Der Arbeitsmarkt erfordert zunehmend Flexibilität, da Unternehmen händeringend Fachkräfte suchen und viele Arbeitnehmenden sich unterfordert fühlen.

Qualifizierung und Weiterbildung sind entscheidend für den Erfolg von Quereinsteiger und -steigerinnen und Unternehmen. Durch gezielte Schulungen können Unternehmen Talente besser fördern und so zu einem zukunftsfähigen, anpassungsfähigen Arbeitsmarkt beitragen.

Jobboom trotz Krise: In diesen Bereichen werden dringend Fachkräfte gebraucht 

Der Arbeitsmarkt bleibt in Schlüsselberufen stabil, besagt eine weitere Studie von stepstone: Die Nachfrage nach Fachkräften in Lagerlogistik, Handwerk, IT und Transport ist in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. Besonders Berufe wie Malermeister/in (+279 Prozent) oder IT-Sicherheitsspezialist/in (+196 Prozent) sind gefragt.

Trotz hoher Beschäftigungszahlen gibt es in vielen Branchen einen erheblichen Fachkräftemangel. Zwei Drittel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer denken regelmäßig über einen Jobwechsel nach, wobei Gehalt und Sicherheit entscheidende Faktoren sind. Unternehmen müssen attraktive Konditionen bieten, um Talente zu gewinnen.

Allerdings gibt es eine Diskrepanz zwischen den Wünschen der Arbeitnehmenden und dem, was Unternehmen in Stellenanzeigen hervorheben. Während beispielsweise 75 Prozent der Handwerkerinnen und Handwerker Weiterbildungen wünschen, erwähnen dies nur 30 Prozent der Arbeitgeber. Auch Gesundheitsangebote sind für Beschäftigte im Gesundheitswesen wichtig (58 Prozent), werden aber selten (vier Prozent) beworben.

Unternehmen müssen Zusatzleistungen sichtbarer kommunizieren, um im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich zu sein. In Zeiten von Arbeiterlosigkeit kann dies entscheidend für die Gewinnung und Bindung qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein.

 

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