Kolumne: Bernhard Muhler LEGO SERIOUS PLAY: Teams auf Augenhöhe zum Erfolg führen

Teams sind in der Lage, schneller auf Veränderungen zu reagieren und schneller Entscheidungen zu treffen als dies Einzelpersonen durchführen können. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Zeit, die Mitarbeitende in Teamarbeit verbringen, in den letzten zwei Jahrzehnten stark gestiegen ist.
Besonders agile Teams haben durch ihre flexible Arbeitsweise und die damit einhergehende hohe Anpassungsfähigkeit an die wirtschaftliche Dynamik an Bedeutung gewonnen.
In Teams lassen sich kreative Ideen und Lösungen insbesondere für komplexe Fragestellungen schneller entwickeln. Unternehmen können so ihren jeweiligen Kunden innovativere Dienstleitungen bzw. Produkte anbieten und dadurch vom Wettbewerb differenzieren. Ein weiterer Vorteil der Teamarbeit liegt darin, dass in einem Team Mitarbeitende mit unterschiedlichsten Stärken und Kompetenzen zusammenarbeiten, die sich gegenseitig ergänzen.
Dies wiederum fördert das Lernen voneinander. Ferner übernehmen Teammitglieder Verantwortung und treffen gemeinsam eine Entscheidung, die zuvor miteinander ausgehandelt werden. Dieser Entscheidungsprozess führt zu einer größeren Akzeptanz gegenüber den getroffenen Entscheidungen. Durch den häufig direkteren Austausch zwischen den Teammitgliedern erfolgt die Umsetzung effektiver und effizienter.
Die Art und Weise, wie Teams zusammenarbeiten, ist wesentliches Gestaltungselement für deren Erfolg. Die Fähigkeiten von Teammitgliedern, auf Augenhöhe zu diskutieren, unterschiedliche Sichtweisen respektvoll auszutauschen, sämtliche Teammitglieder auf eine wertschätzende Art und Weise einzubinden, die „Weisheit“ der Vielen zu nutzen, um hierdurch zu einer gemeinsam getragenen Lösung bzw. Entscheidung zu gelangen, ist elementar in der heutigen, sich schnell verändernden Arbeitswelt. Umso wichtiger ist es die Zusammenarbeit im Team stets im Blick zu haben und regelmäßig zu reflektieren.
Die Ausgangslage:
Folgende Situationen kommen in Teams und deren Meetings beziehungsweise Workshops immer wieder vor:
- Es reden häufig immer nur ein paar weniger Personen aus dem Team.
- Die „leiseren“ Teammitglieder schweigen, haben jedoch ebenfalls gute Ideen und Impulse, die häufig nicht gehört beziehungsweise wahrgenommen werden.
- Demotivation und Frust können die Folgen hieraus sein.

Insbesondere bei der Bearbeitung von komplexen Fragenstellungen, wie sie häufig zum Beispiel im Zusammenhang mit Fragen der Gestaltung von Veränderungs- und Innovationsprozessen auftauchen, und wenn positive Entwicklung und Wandel erlebt und gefördert werden sollen, sind neue Formen des gemeinsamen Denkens unabdingbar.
Entsprechend stellt sich die Frage, wie Teams zu einer anderen Art der Zusammenarbeit und des Dialoges, bei der sich möglichst viele Teilnehmende zur jeweiligen Fragestellung einbringen, gelangen können.
Lösungsansatz: Lego® Serious Play® oder warum mit Legosteinen spielen? Was ist Lego® Serious Play®?
In einer Stunde Spiel kann man mehr über eine Person erfahren, als in einem Jahr Gespräch.“ (Zitat von Plato)
Lego® Serious Play® (kurz: LSP) ist eine effektive Methode, um ein gemeinsames Verständnis einer Situation, eines Problems oder eines Zieles innerhalb eines Teams zu erreichen und um gleichzeitig kreative und innovative Lösungsideen ko-kreativ zu entwickeln.
LSP ist ein Ansatz, der einem definierten Prozess folgt. In Zentrum der Aufmerksamkeit steht eine Fragestellung, deren Lösung sich die Teilnehmenden eines Workshops gemeinsam auf Augenhöhe annähern, indem sie Ideen, Vorschläge et cetera mithilfe von Lego-Bausteinen entwickeln, diese auf eine wertschätzende, respektvolle Art und Weise miteinander teilen und verknüpfen ohne Bewertung beziehungsweise Rechtfertigung. In einem ersten Schritt bauen alle Teilnehmenden ein individuelles Modell ihrer Perspektiven auf die jeweilige Fragestellung, bevor sie es im Anschluss daran im Plenum vorstellen und ein gemeinsames Teammodell, das die zentralen Aspekte aller Einzelmodelle widerspiegelt, erarbeiten.
Welche Wirkmechanismen liegen LSP zugrunde?
Denkprozesse verlaufen in Kombination mit motorischen Bewegungen tiefgründiger und langanhaltender aufgrund der engen Verbindung zwischen Händen und Gehirn, was eine Aktivierung von multiplen Gehirnregionen zur Folge hat.
Durch das Zusammenstecken der Bausteine wird also die Motorik, zusätzlich zu den kognitiven Vorgängen, aktiviert und auf diese Weise werden die Gedanken in der Realität visualisiert und im wahrsten Sinne des Wortes (be)greifbar gemacht.
Dabei beruht LSP auf drei wesentlichen Säulen: Spiel, Konstruktionismus und Vorstellungskraft.
Das Spielen beschreibt eine Aktivität, die strukturiert abläuft und räumlich beziehungsweise zeitlich limitiert ist. Die Workshop-Teilnehmenden erstellen mit den Steinen Modelle, mit deren Hilfe sie ihre Sicht auf zum Beispiel Beziehungen, Zukunftsbilder, Werte oder Ziele visualisieren. Diese kognitiv-behavioristische Tätigkeit kann die Beteiligten in einen „Flow-Zustand“ (ein besonders vertieftes, konzentriertes und engagiertes Arbeiten) versetzen, der von diesen als sehr angenehm empfunden wird. Auf diese Weise können besonders kreative und innovative Ergebnisse erzielt werden.
Der Konstruktionismus beschreibt das plastische Darstellen von Ideen und Beziehungen, wodurch diese für alle Beteiligten transparent und besser verstehbar werden.
Durch die konstruierten Modelle kann jeder Teilnehmer seine Gedanken auf einfache Art und Weise festhalten und diese mit anderen teilen und so die Einsicht fördern.
Durch die Vorstellungskraft (oder auch Imagination) kann sich der Teilnehmende Bilder vor seinem inneren Auge erschaffen, in denen Ideen zum Leben erweckt, mehrere Lösungsoptionen durchspielt und in denen grundsätzliche Beziehungen und Zusammenhänge in Frage gestellt werden können.
Im Zusammenspiel unterstützen diese drei Säulen die Beteiligten im Verständnis des spezifisches Workshop-Themas, bei der Entwicklung von kreativen und innovativen Lösungsansätzen. Zusätzlich wird durch das Einbinden aller Teilnehmenden, bei jedem einzelnen das Gefühl geweckt am Prozess mitwirken und Impulse einbringen zu können.
Neben der Visualisierung spezifischer Fragestellungen entsteht zusätzlich die Möglichkeit verschiedene Lösungsvarianten zu simulieren und damit frühzeitig die Auswirkungen gewisser Handlungen zu verstehen.
Wie sieht die Umsetzung von LSP in der Praxis aus?
Mithilfe von LSP können zum Beispiel Teamwerte, Teamvision beziehungsweise Zukunftsbilder gemeinsam erarbeitet werden. Die Zusammenarbeit im Team verläuft nach den bereits weiter oben skizzierten Schritten ab, welche die nachfolgende Abbildung zusammenfassend darstellt:

Ein neu gegründetes Team, bestehend aus zwölf Personen, hat im Rahmen eines Workshops die gemeinsamen Teamwerte entwickelt:

Unabhängig von der gewählten Methode und Vorgehensweise ist folgendes für eine erfolgreiche Teamarbeit wichtig:
Das Fundament erfolgreicher Teamarbeit bildet psychologische Sicherheit.
Um innovativ und erfolgreich arbeiten zu können, brauchen Mitarbeitende eine Teamkultur, in der sie frei agieren, ausprobieren und Fehler machen und respektvoll miteinander zusammenarbeiten zu können. In einem Team mit hoher psychologischer Sicherheit fühlen sich die Teammitglieder sicher, Risiken im Umfeld ihrer Teammitglieder einzugehen. Sie sind zuversichtlich, dass niemand im Team andere dafür in Verlegenheit bringen wird, dass sie einen Fehler eingestehen, ihre persönliche Meinung äußern, eine Frage stellen oder eine neue Idee einbringen.
Daneben ist Zuverlässigkeit für eine erfolgreiche Teamarbeit unabdingbar.
Nur wenn sich alle im Team aufeinander verlassen können und wissen, dass die Aufgaben sorgfältig erledigt werden, kann eine Zusammenarbeit dauerhaft erfolgreich funktionieren.
Neben den umrissenen Aspekten der Teamarbeit, ist die Art und Weise der Teamführung ebenfalls ein wesentlicher Faktor. Führungskräfte haben entscheidende Wirkung auf die Dynamik eines Teams. Zwar ist ein großer Teil der Teamdynamik von den Interaktionen zwischen den individuellen Teammitgliedern abhängig, jedoch spielt auch die Persönlichkeit der Teamleitung eine bedeutende Rolle. Führungskräfte können auf der einen Seite als Vorbild fungieren, eine Vision vermitteln und die Selbstständigkeit ihrer Teammitglieder fördern und entsprechende Rahmenbedingungen für selbstorganisiertes und -verantwortliches Handeln schaffen und auf der anderen Seite durch ständiges Kontrollieren und Kritisieren die Motivation und das Engagement der Mitarbeitenden negativ beeinflussen.
Über die Person
Bernhard Muhler ist Gründer und Geschäftsführer der renommierten BludauPartners Executive Consultants GmbH und verantwortet den Bereich Executive Development. Er gilt als ein führender Berater im Changemanagement und der Organisationsentwicklung und berät zahlreiche Unternehmen in Deutschland und Europa.
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