Für eine gesunde Arbeitswelt – Kolumne von Dr. Anke Müller-Peters Jetzt macht es klick – Digitale Arbeitsmedizin als Chance für gute Arbeitgeber

Von der Terminbuchung über die Bereitstellung von Lerneinheiten bis zur Ressourcenplanung - sowohl für Personaler und Gesundheitskoordinatoren als auch für die Beschäftigten macht digitale Arbeitsmedizin vieles einfacher. In Ihrer Kolumne erläutert Dr. Anke Müller-Peters, wo weitere Vorteile liegen und wie digitale Gesundheitsangebote gestaltet werden können.

Ärzte gehen in Akten und Excel-Tabellen unter. Digitale Arbeitsmedizin würde viele Dinge für Beschäftigte und Personaler vereinfachen (Bild: picture alliance / Erwin Wodicka/Shotshop | Erwin Wodicka). 

Kaum eine medizinische Fachrichtung gilt als so wenig innovativ wie die Betriebsmedizin. Da ist von Excel-Tabellen die Rede, um Termine zu organisieren, vertrauliche Gesundheitsdaten werden in meterlangen, abschließbaren Aktenschränken gelagert und Arbeitsmediziner und Arbeitsmedizinerinnen sitzen in Betrieben ihre Pflichtstunden ab, ohne dass das Angebot an den konkreten Bedarf der Beschäftigten angepasst wird. 

Diese Strukturen passen nicht in eine moderne Arbeitswelt. Personalverantwortliche verzweifeln an der hohen Regelungsdichte, denn es gibt eine kaum überschaubare Anzahl von Verordnungen und Gesetzen zum Arbeitsschutz.

Außerdem werden Kapazitäten, die eingesetzt werden könnten, um sich wirklich um die Gesundheit der Beschäftigten zu kümmern, für „Orga-Kram“ verschwendet.  

Eine mögliche Lösung besteht darin, die Arbeitsmedizin durch eine digitale Plattform effizienter zu machen und besser an den Bedarf der Menschen im Betrieb anzupassen.

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1. Moderne Arbeitswelt 

Die Homeofficequote bleibt auf hohem Niveau. Laut Ifo-Institut kombinieren deutlich über die Hälfte der Beschäftigten in Branchen, die vorwiegend Büroarbeitsplätze bieten, Büroarbeit mit der Arbeit im Homeoffice. Personalverantwortliche stehen vor der Frage, wie sie alle Beschäftigten mit Angeboten zur Gesundheitsförderung erreichen. Die digital unterstützte Arbeitsmedizin bietet dazu zahlreiche Möglichkeiten:  

  • Wenn Videosprechstunden die sporadische Anwesenheit des Betriebsarztes im Unternehmen ersetzen oder zumindest ergänzen, kann eine medizinische Beratung zeitnah und unkompliziert stattfinden. 

  • So verbreitet die digitale Terminbuchung zum Beispiel über doctolib im Privatleben schon ist, so nützlich ist sie auch bei betrieblichen Grippeimpfungen sowie Pflicht- und Vorsorgeuntersuchungen. 

  • Jährlich verpflichtende Unterweisungen zur Arbeit am Bildschirm, zu Erster Hilfe und zum Brandschutz können durch interaktive Lerneinheiten in gamifizierter Form motivierend und gut verständlich online erfolgen. 

Sowohl für Personaler und Gesundheitskoordinatoren als auch für die Beschäftigten macht digitale Arbeitsmedizin vieles einfacher: Die Terminvergabe erfolgt online, Teilnahmebescheinigungen werden datenschutzkonform abgelegt und sind jederzeit abrufbar, Beschäftigte erhalten online und datenschutzkonform ärztliche Befunde, die zudem durch Erläuterungen verständlich aufbereitet sind. 

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2. Der gesetzliche Rahmen ist geschaffen 

Der Nachholbedarf in Sachen digitales Gesundheitswesen ist in Deutschland auch deshalb hoch, weil lange der gesetzliche Rahmen fehlte. Der erste Schritt, die Chancen der Digitalisierung für die Gesundheitsversorgung zu nutzen, wurde durch den Gesetzgeber im Jahr 2015 mit dem "Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz)" gemacht. Seitdem werden die Rahmenbedingungen für die Schaffung eines digitalen Gesundheitswesens kontinuierlich erweitert. Die VBG (Gesetzliche Unfallversicherung) hat im Oktober 2022 eine Empfehlung zur Kombination aus telemedizinischer und persönlicher Betreuung ausgesprochen. Auch die Bundesärztekammer betont die Chancen der Digitalisierung für die Arbeitsmedizin.  

Die Arbeitsmediziner werden knapp 

Die DGUV (Deutsche gesetzliche Unfallversicherung) hat in einer detaillierten Studie zum betriebsärztlichen Betreuungsbedarf in Deutschland ermittelt, dass der Bedarf derzeit zu weniger als einem Drittel gedeckt ist. Der jährliche Mindest-Betreuungsbedarf beträgt 15 Millionen Stunden, die von derzeit nur circa 3.500 Mediziner und Medizinerinnen mit der entsprechenden Fachkunde erbracht werden müssten. Gemäß den Berechnungen stehen derzeit weniger als 5 Millionen betriebsärztliche Arbeitsstunden zur Verfügung. Diese Lücke wird in den nächsten Jahren deutlich größer werden: Für 2030 wird prognostiziert, dass 75 Prozent der Ärzte und Ärztinnen mit betriebsärztlicher Fachkunde älter als 60 Jahre sein werden.  

Für die Verantwortlichen in Personalabteilungen haben diese Kapazitätsengpässe oft zur Folge, dass Termine abgesagt werden oder nicht unter Berücksichtigung der betrieblichen Gegebenheiten angeboten werden können.

Die Digitalisierung der Arbeitsmedizin kann die Lücke erheblich verkleinern, zum Beispiel dadurch, dass Reisezeiten von Ärzten und Ärztinnen reduziert werden. So wird den Betrieben die Abdeckung ihrer Pflichtaufgaben ermöglicht und Beschäftigte haben weiterhin Zugang zu arbeitsmedizinischen Leistungen. 

FAZIT: Digitale Plattformen unterstützen die Organisationen des Arbeitsschutzes, sparen Zeit und machen Gesundheitsangebote attraktiver. Darin können Untersuchungstermine gebucht werden, Untersuchungsbefunde werden gespeichert und Onlineunterweisungen werden absolviert.  Außerdem können datenschutzkonforme Videosprechstunden stattfinden und Medizinern wird die digitale Erstellung von Befunden ermöglicht. Dies alles ist in der E-Health Gesetzgebung vorgesehen und bietet sowohl Lösungen für die Herausforderungen von „New Work“ als auch für die personellen Kapazitätsengpässe im Bereich der Arbeitsmedizin. Beschäftigte in Büro- und Homeoffice profitieren von geringeren Zugangsschwellen, nutzen motivierende und leicht verständliche Schulungsmaterialien und haben einfachen Zugriff auf Untersuchungsbefunde. 

 

Über die Person

Dr. Anke Müller-Peters ist Geschäftsführende Gesellschafterin des arbeitsmedizinischen Dienstes SMARTmedSolutions mit Sitz in Köln und Berlin. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln sowie Geschäftsführerin mehrerer Dienstleistungsunternehmen im Bereich Personal und Marktforschung, sowie Dozentin für Wirtschaft und Psychologie an verschiedenen Hochschulen. Ihr Ziel sind gute Lösungen für eine gesunde Arbeitswelt, in der Menschen gerne arbeiten.

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