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Personalfokus Homeoffice-Quote stabil, Kollegen fördern, Ghosting im Job, Fachkräftemangel & IAB-Arbeitsmarktbarometer

Diese Woche in unserem Personalfokus: Das ifo Institut verzeichnet eine Stabilisierung der Homeoffice-Quote bei knapp 25 Prozent. Eine Umfrage zeigt, dass Beschäftigte Kollegen gerne fördern, aber selbst nur selten unterstützt werden. Recruiting-Experte Pekka Nebelung kritisiert Deutschlands kompliziertes Anerkennungsverfahren ausländischer Qualifikationen und das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt zum siebten Mal in Folge, mit trüben Aussichten für den Arbeitsmarkt in den nächsten Monaten.

Viele Beschäftigte fördern gerne ihre Kollegen (Bild: picture alliance / Zoonar | Sunan Wongsa-nga).

ifo Institut: Homeoffice-Quote stabilisiert sich bei knapp 25 Prozent 

Im Februar haben 24,5 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zumindest teilweise von zu Hause gearbeitet. Das geht aus der Konjunkturumfrage des ifo Instituts hervor. 

Wir sehen in den Daten keinerlei Hinweise darauf, dass das Homeoffice auf dem Rückzug ist, 

sagt ifo-Forscher Jean-Victor Alipour. Im August 2024 lag der Anteil noch bei 23,4 Prozent. Und weiter:

Homeoffice hat sich fest etabliert, einzelne Initiativen von Unternehmen, ihre Beschäftigten ins Büro zurückzuholen, bilden keinen statistisch ablesbaren Trend.

Am häufigsten arbeiten Beschäftigte bei Dienstleistern von zu Hause (34,3 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe sind es 16,9 Prozent, im Handel 12,5 Prozent. Schlusslicht ist die Baubranche mit 4,6 Prozent. „Die Homeoffice-Quote bleibt seit April 2022 nahezu unverändert“, sagt Alipour. 

Studien für die USA zeigen, dass Unternehmen unter wirtschaftlichem Druck das Homeoffice häufiger einschränken. „Dabei stehen nicht unbedingt eine höhere Leistung der Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Solche Maßnahmen können auch freiwillige Kündigungen fördern“, sagt Alipour. Die Forschung zeigt auch: Hybride Homeoffice-Modelle beeinträchtigen die Produktivität in der Regel nicht. Wenn Präsenztage stärker koordiniert werden, stärkt dies den persönlichen Austausch und die Produktivität. Dadurch verringert sich zwar die Flexibilität für Beschäftigte, jedoch nicht zwangsweise der Umfang an Homeoffice.

Beschäftigte sind bereit ihre Kollegen und Kolleginnen zu fördern, obwohl sie selbst keine Karriereunterstützung aus dem Kollegenkreis wahrnehmen

Mehr als drei Viertel der Beschäftigten sind bereit, die Karrieren ihrer Kollegen zu fördern oder tun dies bereits, wie eine Umfrage des Coachinganbieters InKonstellation zeigt. 37 Prozent möchten als Mentor agieren, 40 Prozent sehen sich bereits in dieser Rolle. Allerdings steht dieser positiven Selbsteinschätzung eine geringe Wahrnehmung tatsächlicher Unterstützung im Arbeitsalltag gegenüber: Nur sechs Prozent haben Kollegen als Förderer erlebt, während 14 Prozent sie als Karriereblockierer einstufen.

Auch Führungskräfte werden selten als Förderer wahrgenommen – nur 16 Prozent der Befragten sehen sie als Karrierementoren, ebenso viele jedoch als Blockierer. Kritisiert werden destruktive Kritik, übermäßige Kontrolle und zurückgehaltene Informationen. Laut InKonstellation-Gründer Timo Schlage sollten Unternehmen Führungskräfte gezielt schulen, um eine stärkere Förderungskultur zu etablieren.

Eine solche Kultur wird von den Befragten als vorteilhaft für Arbeitsatmosphäre (58 Prozent), Motivation und Produktivität (58 Prozent) sowie Talentförderung (55 Prozent) eingeschätzt. Um sie zu stärken, empfehlen sie offene Kommunikation, eine wertschätzende Unternehmenskultur und Anreize für gezielte Förderung

„Ghosting“ im Job: Jedem vierten Betrieb mit unbesetzten Ausbildungsplätzen springen Bewerbende ab 

Immer mehr Unternehmen in Deutschland haben Schwierigkeiten, Ausbildungsplätze zu besetzen. Das berichtet das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Während 2013 noch 29 Prozent der Betriebe mit Ausbildungsangeboten unbesetzte Stellen hatten, waren es 2023 bereits 51 Prozent. Der Hauptgrund ist der Mangel an geeigneten Bewerbungen, aber auch die Zahl der Bewerber, die nach einer Zusage abspringen, steigt: 27 Prozent der betroffenen Betriebe nannten dies als Problem, gegenüber 23 Prozent im Jahr 2013.

Besonders Großbetriebe und Kleinstbetriebe sind von diesem Phänomen betroffen. „Ghosting“ verursacht nicht nur hohe Kosten im Rekrutierungsprozess, sondern führt auch dazu, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Besonders Branchen wie Finanz- und Versicherungswesen sowie Verkehr, Information und Kommunikation berichten verstärkt von diesem Problem. Laut Experten hat sich der Ausbildungsmarkt zunehmend von einem Anbieter- zu einem Bewerbermarkt gewandelt. 

„Fachkräftemangel ist hausgemacht“: Wie Deutschland qualifizierte Zuwanderer systematisch vergrault 

Recruiting-Experte Pekka Nebelung, Geschäftsführer bei Jobilla Deutschland, kritisiert zu langsame und oft fehlende Anerkennung ausländischer Qualifikationen und Abschlüsse:

Deutschland leidet unter einem drastischen Fachkräftemangel, insbesondere in der Pflege, wo bis 2030 über 500.000 Arbeitskräfte fehlen. Besonders betroffen ist der Osten des Landes, wo die Zahl der Pflegebedürftigen weiter steigt. Doch anstatt dringend benötigte ausländische Fachkräfte schnell zu integrieren, behindert ein kompliziertes Anerkennungsverfahren ihre Beschäftigung.

Während Länder wie Finnland, Kanada und die USA schnelle und flexible Lösungen bieten, warten ausländische Fachkräfte in Deutschland oft jahrelang auf die Anerkennung ihrer Abschlüsse – und wandern in der Zwischenzeit in andere Länder ab. Experten fordern daher einen Kurswechsel: Anerkennungsverfahren sollen maximal drei Monate dauern, der Berufseinstieg soll parallel zur Nachqualifikation möglich sein, und die Digitalisierung der Prozesse muss vorangetrieben werden. Andernfalls droht Deutschland, weiterhin wertvolle Fachkräfte zu verlieren. 

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IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt zum siebten Mal in Folge 

Das IAB-Arbeitsmarktbarometer sinkt im März zum siebten Mal in Folge. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geht um 0,3 Punkte im Vergleich zum Vormonat zurück und liegt damit bei 98,2 Punkten. Das European Labour Market Barometer stabilisiert sich dagegen im März bei 99,6 Punkten.

Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt im März im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 96,5 Punkte und befindet sich damit im deutlich negativen Bereich. „Perspektivisch stehen große Investitionspakete im Raum, aber die Arbeitsmarktaussichten für die nächsten Monate sind trüb“, berichtet Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs „Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen“ am IAB.

Auch die Beschäftigungskomponente verzeichnet ein Minus von 0,1 Punkten und liegt mit 99,9 Punkten erstmalig außerhalb der Covid-19-Pandemie unter der neutralen Marke von 100 Punkten. 

Die Arbeitsagenturen gehen aktuell nicht mehr davon aus, dass die Beschäftigungsgewinne in Bereichen wie Pflege oder Erziehung die Verluste der Industrie überkompensieren werden, 

so Weber.

Das European Labour Market Barometer stagniert mit 99,6 Punkten im leicht negativen Bereich. Der tendenzielle Abwärtstrend ist seit Februar allerdings vorerst gestoppt. „Die europäischen Arbeitsmärkte könnten die Talsohle erreicht haben – einen Aufschwung macht das aber noch nicht“, so Weber. Die Entwicklung in den europäischen Staaten verläuft jedoch uneinheitlich: Der Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB verzeichnet genauso viele Zunahmen wie Abnahmen in den europäischen Ländern.

 

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