Personalfokus Fehlende Strategien und Infrastruktur bremsen das Potenzial von GenAI in Personalabteilungen

Die aktuelle Studie „AI-driven Transformation: Becoming an Augmented Organization“ von BearingPoint zeigt: Der Einsatz von Generative AI (GenAI) im Personalwesen, insbesondere in den Bereichen Recruiting, Onboarding und Personalentwicklung, erzielt bereits spürbare Verbesserungen bei Effizienz und Mitarbeiterzufriedenheit. Doch das Potenzial bleibt teils ungenutzt.

Wie Borussia Dortmund Potenzial derzeit rechts und links liegen lässt, nutzt auch das Personalwesen die Potenziale von Generative AI nicht genug. (Bild: picture alliance / David Inderlied/Kirchner-Media | David Inderlied/Kirchner-Media)

Unternehmen, die GenAI einsetzen, profitieren von beschleunigten Recruiting-Prozessen, effizienter Erstellung von Jobbeschreibungen und personalisierten Onboarding-Erfahrungen. Doch trotz dieser positiven Entwicklungen offenbart die Studie auch, dass das Potenzial von GenAI noch lange nicht ausgeschöpft wird. Fehlende Strategien zur KI-Integration, Datenverfügbarkeit und unzureichende KI-Kompetenzen verhindern den nachhaltigen Erfolg.

In der Untersuchung wurden 700 C-Level-Führungskräfte aus Europa, den USA und Asien befragt, um, im Hinblick auf eine Augmented Organization, die Fortschritte und Hürden der HR-Transformation durch GenAI zu erfassen. 

Die am häufigsten genannten Einsatzfelder für GenAI im Personalwesen sind laut den Befragten: 

1. Automatisierte Erstellung von Stellenbeschreibungen: GenAI generiert präzise Stellenbeschreibungen, die auf die Anforderungen der Position und die Qualifikationen der Bewerber abgestimmt sind. 

2. Effiziente Kandidatensuche und -auswahl: GenAI filtert geeignete Kandidaten aus einer Vielzahl von Bewerbungen heraus und erleichtert so die schnelle und präzise Personalauswahl. 

3. Personalisierte Onboarding-Pläne: GenAI erstellt maßgeschneiderte Onboarding-Pläne, die auf die individuellen Stärken und Bedürfnisse der neuen Mitarbeitenden abgestimmt sind.

4. Feedback-Sammlung und -Analyse: GenAI sammelt und analysiert Mitarbeiterfeedback, um frühzeitig Verbesserungspotenziale und Trends zu identifizieren. 

5. Erfahrungs- und Verhaltensanalysen zur Verbesserung von HR-Entscheidungen: GenAI wertet das Verhalten und die Erfahrungen der Mitarbeitenden aus, um fundierte und datenbasierte Personalentscheidungen zu treffen.

Auf Basis der genannten Einsatzfelder berichten die Studienteilnehmer von zahlreichen Verbesserungen: Ein zentraler Vorteil ist laut Aussage der befragten Führungskräfte eine erhebliche Prozessoptimierung im Recruiting, die zu schnelleren und effizienteren Einstellungen führt. 

Gleichzeitig ermöglicht die automatisierte Erstellung von Stellenbeschreibungen laut Studie eine signifikante Zeitersparnis, was HR-Teams entlastet und wertvolle Ressourcen freisetzt. Dies erlaubt es den HR-Abteilungen, ihre Kapazitäten auf strategisch wichtigere Aufgaben zu fokussieren.

Auch die Mitarbeiterzufriedenheit profitiert von GenAI: Durch personalisierte Onboarding-Erfahrungen konnten Unternehmen die Zufriedenheit neuer Mitarbeitenden erheblich steigern, was zu einer besseren Integration und langfristigen Bindung der Mitarbeitenden beiträgt. Damit wird die Einarbeitungsphase deutlich effektiver und die Motivation der Mitarbeitenden von Beginn an gestärkt.

Im Bereich der Trainingsprozesse berichten die Führungskräfte ebenfalls von bedeutenden Fortschritten. GenAI ermöglicht demnach eine hohe Effizienzsteigerung bei Schulungen, wodurch Unternehmen schneller und effektiver ihre Mitarbeitenden weiterentwickeln können. Darüber hinaus wurde eine Verbesserung in der Kandidatenauswahl festgestellt, was zu einer präziseren Besetzung offener Positionen führt. Dies sorgt langfristig für bessere Ergebnisse bei der Talentauswahl und reduziert Fehlbesetzungen erheblich.

Herausforderungen

Die Studie zeigt jedoch auch deutliche Herausforderungen auf. 

So haben 40 Prozent der 150 befragten deutschen Unternehmen noch keine umfassende KI-Strategie entwickelt, die den Einsatz von GenAI unterstützt. Zudem sind nur 23 Prozent der Unternehmen laut Umfrage in der Lage, ihre Daten so vollständig zu erfassen, um GenAI effektiv einsetzen zu können. 

Ohne eine solide Dateninfrastruktur bleibt der Einsatz von künstlicher Intelligenz auf halbem Weg stecken.

Ein weiteres Problem ist der Mangel an technischen Fähigkeiten und Know-how. Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen haben Initiativen zur Entwicklung von KI-Kompetenzen gestartet, was verdeutlicht, dass viele Unternehmen die Notwendigkeit von Upskilling und technischen Schulungen unterschätzen. Der Aufbau von Fachwissen und die Integration von KI-Fähigkeiten sind jedoch entscheidend, um die Vorteile von GenAI zu nutzen.

Ein weiteres großes Hindernis bei der Einführung von GenAI ist die Sorge um Arbeitsplatzsicherheit. 

78 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland betrachten die Angst vor Arbeitsplatzverlust als große Herausforderung bei der Einführung von KI. 

Diese Unsicherheit hemmt die Akzeptanz von KI sowohl bei Mitarbeitenden als auch im Management und muss laut Studie aktiv angegangen werden, um die erfolgreiche Implementierung von GenAI sicherzustellen.

Tobias Liebscher ist Partner bei BearingPoint und berät Kunden im Bereich Digital & Strategy. Er weist auf vier zentrale Erfolgsfaktoren für den nachhaltigen Erfolg von GenAI in der HR-Transformation hin: „Aus unserer Sicht gibt es vier wesentliche Hebel: erstens eine ganzheitliche HR-Strategie, die sowohl auf technologische als auch auf menschliche Faktoren eingeht. Zweitens die Optimierung der Datenverfügbarkeit und -qualität. Drittens Weiterbildungs- und Upskilling-Programme für Mitarbeitende, um fehlende KI-Kompetenzen gezielt aufzubauen und die Anpassungsfähigkeit der Belegschaft zu stärken. Und viertens die Veränderung der Unternehmenskultur durch die Förderung von Innovation und die Anpassung an neue Technologien.“

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