Kolumne von Stefan Ruthenberg Fachkräftegewinnung in Zeiten des Wandels
Im Zuge dieses Wertewandels verändern sich die Anziehungspunkte, die Arbeitgeber attraktiv machen. So zeigt eine aktuelle Benchmark-Erhebung zur Arbeitgeberattraktivität von mindline engage, dass kommunale Arbeitgeber überraschend an der Spitze stehen – noch vor der IT-Branche.
Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass Sicherheit und Stabilität in einer von Unsicherheit geprägten Zeit wichtige Motivationsfaktoren sind und klassische Anreize wie Karrierechancen in den Hintergrund rücken.
Employer Branding als Schlüssel im „War for Talents“
Der im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel vielzitierte „War for Talents“ erfordert, dass sich Arbeitgeber im Wettbewerb klar positionieren. Dabei geht der Blick parallel in zwei Richtungen:
Nach innen, Stichwort Retention, sind Arbeitgeber auf eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit angewiesen.
Nach außen, Stichwort Recruiting, braucht es eine positive Arbeitgeber-Attraktivität.
Beides basiert auf einer klaren und konsistenten Employer Value Proposition (EVP) und umfasst jene Kerneigenschaften und -botschaften, für die das Unternehmen steht und mittels derer es sich vom Wettbewerb abgrenzt.
Employer Branding basiert dabei nicht auf leeren Versprechungen, sondern auf authentischem Storytelling, das die Werte und Ziele des Unternehmens transparent macht und eine Einladung an Bewerber formuliert, Teil dieser Geschichte zu werden. Ziel ist es, eine glaubwürdige und inspirierende Arbeitgebermarke zu schaffen, in der sich die Kandidaten mit deren persönlichen Werten, Zielen und Lebenssituationen weitestgehend wiederfinden können.
Studie „Recruiting im Wandel“: Zentrale Erfolgsfaktoren
In der gemeinsam von mindline engage und den Recruiting Experten Social Natives durchgeführten Studie „Recruiting im Wandel“ wurden zentrale Erfolgsfaktoren für das Recruiting identifiziert:
- Integration von Employer-Branding-Elementen: Stellenausschreibungen, die Informationen über klassische Jobanforderungen hinaus bieten – beispielsweise zu Work-Life-Balance, Flexibilität und Unternehmenswerten – werden durchschnittlich als um 25 Prozent attraktiver wahrgenommen als Anzeigen ohne solche Elemente.
- Flexibilität und Mobilität als Schlüsselfaktoren: Neben dem Gehalt zählen flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, mobil zu arbeiten (z. B. Homeoffice oder Workation), zu den wichtigsten Attraktivitätsfaktoren.
- Authentizität durch Social-Media-Präsenz: Einblicke in den Arbeitsplatz, das alltägliche Arbeitsleben oder in Geschichten von Unternehmensgründern und Führungskräften über Social-Media werden als besonders bereichernd empfunden. Sie vermitteln Authentizität und lassen das Unternehmen nahbar erscheinen, was die Bindung zum (potenziellen) Arbeitgeber weiter stärkt.
Social Media als Dreh- und Angelpunkt in der Candidate Journey
Besonders über soziale Netzwerke erreichen Arbeitgeber gezielt auch sogenannte „passive Bewerber“ – Talente, die nicht aktiv auf Jobsuche sind, jedoch durch interessante und relevante Stellenanzeigen angesprochen werden.
Die Studie „Recruiting im Wandel“ zeigt, dass Netzwerke wie LinkedIn, Xing, aber auch Facebook, Instagram und TikTok in der Candidate Journey eine entscheidende Rolle spielen.
Sie bieten die Möglichkeit, Arbeitgeberwerte visuell und narrativ zu vermitteln und so die Arbeitgebermarke in der Wahrnehmung der Kandidaten zu verankern.
Fazit: Eine kohärente Strategie für Recruiting und Retention
Damit Recruiting nicht dem Nachfüllen eines Eimers gleichkommt, der zahlreiche Löcher enthält, liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer kohärenten Strategie für Retention und Recruiting.
Unternehmen, die ihre Arbeitgebermarke authentisch aufbauen und klar kommunizieren, schaffen eine solide Basis, um Talente nicht nur anzuziehen, sondern auch langfristig zu binden. Tools wie Mitarbeiterbefragungen helfen, zu überprüfen, inwieweit diese Werte im Sinne einer positiven Employee Experience auch tatsächlich gelebt wird und an welchen Stellen eine Nachjustierung erforderlich ist. Damit der „War for Talents“ nicht zur Sisyphusarbeit verkommt, sondern eine nachhaltige Personalstrategie ist.
Über die Person
Stefan Ruthenberg ist 55 Jahre alt und hat sein Studium in Politik und Volkswirtschaft absolviert. Er war von 1996 bis 2000 Projektleiter bei Ipsos und Research International (später TNS/Kantar), 2002 gründete er das Institut mindline und später die mindline group, nachdem er zuvor unter gleichem Namen ein Online Panel aufgebaut hatte.
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