- PERSONALIntern
- Fachbeiträge
- Fachkräfteengpass in der Logistik hält an, nachhaltige Personalstrategien zeigen dennoch Wirkung
Personalfokus Fachkräfteengpass in der Logistik hält an, nachhaltige Personalstrategien zeigen dennoch Wirkung
70 Prozent der teilnehmenden Unternehmen erleben derzeit Fachkräfteengpässe. Besonders gesucht sind neben gewerblichen Fachkräften und Berufskraftfahrenden auch IT-Spezialistinnen und -Spezialisten sowie Auszubildende. Auch wenn sich diese Einschätzung im Vergleich zur letzten Umfrage im Herbst 2023 insgesamt scheinbar leicht verbessert hat, erwarten über 60 Prozent der Befragten eine weitere Verschärfung der Situation.
Die positiven Teiltendenzen könnten auf wirksame HR-Maßnahmen zurückzuführen sein:
Gestiegene Recruiting- und Personalkosten wurden im Vergleich zum letzten Jahr vermehrt als konkrete Konsequenzen des Fachkräftemangels genannt. Dennoch unterstrichen die Befragten die anhaltende Dringlichkeit der Thematik. Als Ursachen hierfür wurden neben demografischen (37,5 Prozent volle Zustimmung) und branchenspezifischen Herausforderungen wie vergleichsweise geringere Gehälter (35,9 Prozent volle Zustimmung) vor allem das negative oder veraltete Image (50 Prozent volle Zustimmung) der Logistik genannt, was die Notwendigkeit von Initiativen wie den Wirtschaftsmachern bestätigt.
Weiterbildungschancen und Quereinstiege werden wichtiger
Um den weiteren primär genannten Konsequenzen von offenen Stellen und Fluktuation wie einer Hemmung des Unternehmenswachstums (32,5 Prozent volle Zustimmung), Kompetenzverlusten (35 Prozent volle Zustimmung) und der Mehrbelastung für die restliche Belegschaft (45 Prozent volle Zustimmung) entgegenzuwirken, setzen Unternehmen vermehrt auf erhöhte Flexibilität als Angebot (40 Prozent volle Zustimmung).
Zudem wird auf die Integration von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern (40 Prozent volle Zustimmung) und Weiterentwicklung (35 Prozent volle Zustimmung) gesetzt. Letzteres deutet auf einen langfristigen Ansatz zur Bewältigung des Fachkräftemangels hin, der nicht allein durch Neueinstellungen gelöst werden kann, sondern der Qualifizierung von bestehenden Mitarbeitenden bedarf.
Die Ergebnisse belegen zudem erneut, dass der Problematik mit sehr vielschichtigen Maßnahmenbündeln entgegengewirkt wird, wozu auch weiterhin wichtige Aspekte wie Investments in Employer Branding und Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland zählen. Um spezifisch der Fluktuation entgegenzuwirken, wurden dieses Jahr vor allem regelmäßige Gehaltsanpassungen als wirksamste Maßnahme genannt.
Tendenz: Priorisierung von nachhaltigeren Personalstrategien
Die diesjährige Umfrage belegt laut der Autoren darüber hinaus erneut, dass der Fachkräftemangel in der Logistik nach wie vor eine kritische Herausforderung darstellt. Der vermehrte Einsatz moderner Rekrutierungsmethoden spiegelt die Bemühungen der Unternehmen wider, langfristige Lösungen zu finden. Eine markante Entwicklung zeigt sich demzufolge insgesamt in der Verschiebung von kurzfristigen zu eher langfristigen Maßnahmen. Zudem gibt es auch weiterhin brancheninterne und regionale Unterschiede, die gezielte und individuelle Maßnahmen erfordern. Es bleibt zu beobachten, wie sich diese Trends im nächsten Jahr fortsetzen und welche Maßnahmen Unternehmen priorisierend ergreifen werden, um die Fachkräftelücke bestmöglich zu schließen.
Die Umfrage wurde erneut wissenschaftlich von der CBS International Business School, einem Hochschulpartner der Wirtschaftsmacher, begleitet. Das Fazit von Prof. Dr. Nils Finger, Professor für Supply Chain Management an der CBS, lautet wie folgt: „Neben den erwähnten Herausforderungen weise ich gerne auf einen weiteren entscheidenden Aspekt hin, und zwar die durchaus positiven Auswirkungen auf die untersuchte Problematik durch eine vollumfänglichere Nutzung des Digitalisierungspotentials in unserer Branche."
Neue Herausforderungen
Natürlich helfen Technologien wie Robotic Process Automation dabei, den Fachkraftmangel abzumildern. Aber die neuen Technologien bedeuten gleichzeitig auch neue Anforderungen und damit einen Bedarf an neuen Mitarbeiter-Skills. Die Autoren der Studie beobachten in dem Zusammenhang trotz Fortschritten in der Branche einen wachsenden Skill-Gap, zum Beispiel in puncto fortschrittlichem Umgang mit Daten – Stichwort: Data Science. Bedingt durch die Schnelllebigkeit von Technologien müssen Unternehmen dieser Herausforderung mit Investments in immer neue und noch intensivere Fortbildungsprogramme im Bereich von digitalen Skills sowie nicht-digitalen Skills wie persönlicher Resilienz begegnen.
„Dies unterstützt, dass Arbeitgeber attraktiv bleiben, die Mitarbeitenden für die komplexen Anforderungen unserer Zeit vorbereiten und ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, ist zudem ein weiterer Aspekt entscheidend: Das Finden einer guten Balance zwischen der Digitalisierung und der Sicherung von menschlicher Expertise“, so Finger weiter.
Kommentare:
Lesen Sie mehr zum Thema:
verwandte Artikel werden geladen...
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!