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- Europäisches KI-Gesetz: Ein Meilenstein für verantwortungsvolle KI-Regulierung
Asha Palmer, SVP Compliance Solutions bei Skillsoft Europäisches KI-Gesetz: Ein Meilenstein für verantwortungsvolle KI-Regulierung

Das Gesetz teilt KI-Anwendungen in verschiedene Risikokategorien ein, die zu maßgeschneiderten Regulierungs- und Aufsichtsmechanismen führen. Dieser differenzierte Ansatz trägt den unterschiedlichen Fähigkeiten und potenziellen Auswirkungen von KI-Systemen Rechnung:
- Unzumutbares Risiko: KI-Systeme und -Verfahren, die eine eindeutige Bedrohung für die Grundrechte darstellen, sind verboten. Dazu gehören Systeme, die menschliches Verhalten manipulieren oder Schwachstellen ausnutzen, sowie biometrische Systeme wie die Emotionserkennung am Arbeitsplatz.
- Hohes Risiko: KI-Systeme, die als Systeme mit hohem Risiko eingestuft werden, müssen strenge Anforderungen erfüllen, darunter Risikominderung, Bereitstellung hochwertiger Datensätze, Protokollierung von Aktivitäten, transparente Dokumentation und robuste Cybersicherheit. Beispiele sind Systeme, die sich auf kritische Infrastrukturen auswirken, wie beispielsweise medizinische Geräte und Systeme, die den Zugang zu Bildung oder Beschäftigung regeln.
- Begrenztes Risiko: Bei Systemen mit begrenztem Risiko muss die Transparenz erhöht werden, insbesondere bei KI-Anwendungen, die direkt mit Menschen interagieren. Betreiber von Systemen, die Deepfakes erzeugen oder manipulieren, müssen offenlegen, dass der Inhalt durch KI erzeugt oder manipuliert wurde.
- Geringes Risiko: KI-Systeme mit geringem Risiko, wie z.B. Videospiele oder Spamfilter, unterliegen keinen Beschränkungen. Unternehmen können sich allerdings für freiwillige Verhaltenskodizes entscheiden.
Kontrolle, Transparenz und Herausforderungen: Die Eckpfeiler des Europäischen KI-Gesetzes
Ein bemerkenswerter Aspekt dieses Gesetzes ist die strenge Kontrolle von KI-Anwendungen mit hohem Risiko, die angesichts ihrer potenziellen gesellschaftlichen Auswirkungen und ethischen Konsequenzen unerlässlich ist. Intensive Zulassungsverfahren und Überwachung sollen mögliche Schäden minimieren und gleichzeitig Innovationen fördern.
Transparenz und Rechenschaftspflicht sind ebenfalls zentrale Anforderungen, insbesondere für KI-Anwendungen mit begrenztem Risiko. Sie bergen zwar nicht die gleichen unmittelbaren Risiken wie Anwendungen mit hohem Risiko, erfordern aber dennoch eine sorgfältige Überwachung und Regulierung, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken.
Die Unterscheidung zwischen Anwendungen mit begrenztem Risiko und Anwendungen mit hohem Risiko bleibt eine Herausforderung, da die KI weiterhin in verschiedene Bereiche der Gesellschaft vordringt. Um eine wirksame Regulierung zu gewährleisten, wird es daher von entscheidender Bedeutung sein, diese Grauzonen zu ermitteln und anzugehen.
Trotz dieser komplexen Dynamik bietet das KI-Gesetz eine Grundlage für ein verantwortungsvolleres und nachhaltigeres KI-Ökosystem. Indem es einen risikobasierten Ansatz verfolgt und die Bedeutung von Transparenz und Rechenschaftspflicht hervorhebt, trägt es dazu bei, das Potenzial von KI für das Gemeinwohl zu nutzen.
Notwendigkeit flexibler KI-Regulierung und interner Richtlinien
Aufgrund des rasanten Fortschritts der KI-Technologien und ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Gesellschaft ist eine risikobasierte Herangehensweise an die KI-Regulierung sehr wichtig. Dieser Ansatz ermöglicht es, das Gesetz an die sich stetig entwickelnde Landschaft der KI-Technologie anzupassen und sicherzustellen, dass der Rechtsrahmen angemessen ist. Eine regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung der Rechtsvorschriften ist daher unerlässlich, um sicherzustellen, dass diese mit den neuesten Entwicklungen und Erkenntnissen Schritt halten.
Um eine effektive Einhaltung des KI-Gesetzes zu gewährleisten, benötigen Unternehmen klare Richtlinien und Schulungen. Diese sollen sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden die Anforderungen verstehen und entsprechend handeln können. Eine angemessene Governance-Struktur, die von Compliance-Experten koordiniert wird, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Diese Experten spielen eine Schlüsselrolle bei der Initiierung von Diskussionen über die Regulierung von KI innerhalb von Organisationen und tragen dazu bei, dass Unternehmen ethische Standards einhalten und rechtliche Anforderungen erfüllen.
Auch Unternehmen, die nicht direkt von der Gesetzgebung betroffen sind, sollten sich über die Einführung interner KI-Richtlinien Gedanken machen. Eine formelle KI-Richtlinie kann ethische Nutzungsregeln, Fairness-Standards, Compliance-Anforderungen und andere wichtige Leitplanken enthalten, um die Diskussion über KI innerhalb des Unternehmens zu fördern.
Eine europäische KI-Gesetzgebung ist ein wichtiger Schritt, um die Entwicklung und Nutzung von KI verantwortungsvoll zu gestalten. Unternehmen und Organisationen sollten sich aktiv mit den Anforderungen und Auswirkungen dieser Gesetzgebung auseinandersetzen, um eine ethische und nachhaltige KI-Zukunft mitzugestalten.
Über die Person
Asha Palmer ist Senior Vice President für Compliance-Lösungen bei Skillsoft. Im Laufe ihrer Karriere hat Asha Palmer effektive Ethik- und Compliance-Programme für Hunderte von Unternehmen weltweit entwickelt, verbessert und optimiert. Ihre Leidenschaft und ihr Fachwissen liegen in den Bereichen Programmentwicklung und -verbesserung, Schulung und Engagement, Bestechungs- und Korruptionsbekämpfung und Risikobewertungen. Als ehemalige stellvertretende Staatsanwältin und Prozessbevollmächtigte der... mehr
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