- PERSONALIntern
- Fachbeiträge
- Beliebte Arbeitgeber bei Jugendlichen, Recruiting von IT-Unternehmen und 4-Tage-Woche in Stellenanzeigen
Personalfokus Beliebte Arbeitgeber bei Jugendlichen, Recruiting von IT-Unternehmen und 4-Tage-Woche in Stellenanzeigen

Beliebteste Arbeitgeber bei Schülerinnen und Schülern: Bundeswehr verliert an Attraktivität
Die Bundeswehr büßt durch den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Sicherheitslage in Europa an Attraktivität als Arbeitgeber ein. Das ist eines der Ergebnisse des aktuellen „Trendence-Schüler*innen-Rankings“, für den in diesem Jahr mehr als 15.000 Schüler und Schülerinnen der Klassen 8 bis 13 befragt wurden. Das HR-Marktforschungsunternehmen ermittelt jedes Jahr die attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands. Demnach fiel die Bundeswehr in der Gunst der jungen Menschen von Platz 2 auf Position 5. An der Spitze steht wie im letzten Jahr die Polizei vor adidas, BMW und Porsche, die sich allesamt um einen Platz verbesserten. Im Branchenranking sicherte sich der Handel mit einem Anteil von 32 Prozent und einem deutlichen Plus von knapp acht Prozent erstmals die Spitzenposition als attraktivste Arbeitgeberbranche. Der Öffentliche Dienst fiel indes vom Platz an der Sonne auf den zweiten Rang (minus 7,6 %), während die Automobilindustrie den dritten Platz auf dem Siegertreppchen erreichte. Mit deutlichem Abstand folgen Arbeitgeber aus dem Gesundheitssegment, die zunehmend unattraktiver werden.
Der Handel ist vor allem für Mädchen interessant
Während die Bundeswehr deutlich an Attraktivität einbüßte, holten Unternehmen aus der Handelsbranche im Trendence-Ranking deutlich auf. So landete die Kosmetikkette Douglas in den Top Ten und verbesserte sich von Platz 14 auf 8. Ein ähnlicher Sprung gelang der Drogeriekette dm mit einer Verbesserung um sieben Plätze auf Position 14. Bester Neueinsteiger ins Ranking ist derweil das Reiseunternehmen AIDA, dem auf Anhieb der Satz von 0 auf 16 gelang.
Mädchen zieht es vor allem in den Handel. So liegen bei diesen im geschlechterspezifischen Ranking Arbeitgeber aus dem Handel mit einem Anteil von 43 Prozent deutlich an der Spitze, während Jungs „nur“ zu einem Anteil von 18 Prozent an der Handelsbranche interessiert sind. Sie zieht es eher in die Automobilbranche (38 % zu 17 % bei den Mädchen). Lieblingsarbeitgeber der Mädchen ist die Polizei, gefolgt von Douglas, während die Jungs am liebsten zu adidas und Porsche möchten.
„Unser Ranking zeigt, dass vor allem Organisationen und Institute aus dem Öffentlichen Dienst an Attraktivität verlieren, allen voran die Bundeswehr. Hier dürfte der Krieg mitten in Europa eine große Rolle spielen. Dieses Ergebnis bietet sicher weiteren Gesprächsstoff für die Diskussion um die Wiedereinführung einer allgemeinen Wehrpflicht, von der junge Menschen – zieht man unsere Zahlen heran – wahrscheinlich wenig begeistert sein würden“, interpretiert Trendence-Geschäftsführer Robindro Ullah das Arbeitgeberranking.
Mädchen und Jungs haben unterschiedliche Kriterien
Die wichtigsten Kriterien neben dem Gehalt sind für junge Schüler und Schülerinnen vor allem, genug Zeit neben der Arbeit zu haben sowie einen Job zu finden, in dem der Kollegenzusammenhalt stimmt. Allerdings unterscheiden sich die Ansprüche bei Mädchen und Jungs voneinander. Denn während Mädchen in erster Linie auf Jobsicherheit und eine sinnvolle Tätigkeit bei der Auswahl ihres ersten Arbeitgebers achten, sind es bei den Jungs neben dem Gehalt primär die individuellen Karriereperspektiven, die die Wahl des ersten Arbeitgebers beeinflussen. Zudem interessant: Während 84 Prozent der Mädchen das Thema Vielfalt und Diversity bei der Berufswahl wichtig erscheint, ist es das „nur“ für 70 Prozent der Jungen.
Die Mehrheit der IT-Branche wirbt gezielt um Frauen
90 Prozent der IT-Unternehmen in Deutschland sehen eine Erhöhung des Frauenanteils in ihrem Unternehmen als Chance. Die Mehrheit der IT-Unternehmen bemüht sich auch aktiv, mehr Frauen zu gewinnen: 57 Prozent sprechen in ihrem Recruiting speziell Frauen und Mädchen an. Weitere 34 Prozent planen aktuell den Einsatz auf Frauen abgestimmter Recruiting-Maßnahmen. Das sind zentrale Ergebnisse einer Studie des Digitalverbands Bitkom, für die mehr als 500 IT-Unternehmen befragt wurden.
Die beliebteste Recruiting-Maßnahme sind Kooperationen mit Hochschulen und Schulen, die 30 Prozent der Unternehmen bereits pflegen. Dazu Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst: „Schulen sind der einzige Ort, den jedes Mädchen besucht. Dort werden die Weichen für die spätere Studien- und Berufswahl gestellt. Umso wichtiger ist es, gerade in den Schulen das Interesse an Digitalberufen zu wecken und gesellschaftlich gewachsene Stereotype abzubauen. Digitalisierung und Technik haben kein Geschlecht. Mädchen sollten von klein auf an die Digitalisierung herangeführt und dafür begeistert werden. Sie müssen die gleichen Chancen erhalten, ihrer Neugier auf Technik nachzugehen wie Jungen. Dazu gehört auch, die vielen inspirierenden weiblichen Vorbilder, die es heute schon gibt, sichtbarer zu machen.“
Die verbreitetsten Recruiting-Maßnahmen
Es folgen Einstiegsprogramme wie zum Beispiel Traineeships zum Berufseinstieg junger Frauen (18 Prozent) und die Nutzung weiblicher Rollenvorbilder in der Kommunikation mit 15 Prozent. Aktives Recruitment, zum Beispiel über Talentpools, betreiben bisher 12 Prozent. Es folgt der Auftritt auf frauenspezifischen Karrieremessen und -events von 11 Prozent der IT-Unternehmen sowie auf Frauen und Mädchen zugeschnittene Werbe- oder Social-Media-Kampagnen, auf die jedes zehnte IT-Unternehmen (10 Prozent) setzt. Die Regel, Frauen bei gleicher Qualifikation zu bevorzugen, gibt es demnach in 9 Prozent der IT-Unternehmen.
Im Schnitt hat jedes IT-Unternehmen insgesamt drei Maßnahmen im Einsatz, um Frauen im Unternehmen zu fördern. Dabei liegen Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorne: Mobiles Arbeiten (59 Prozent) und familienfreundlichere Arbeitsbedingen wie zum Beispiel flexible Arbeitszeitmodelle (39 Prozent) nutzen demnach die meisten. Ein Kontakthalteprogramm während der Elternzeit setzen 26 Prozent ein, Jobsharing 16 Prozent. In 12 Prozent der IT-Unternehmen gibt es interne Frauennetzwerke (siehe Abb. 1).

Zweifel an Ernsthaftigkeit und Wirkung von Maßnahmen
Andererseits steht aber ein Viertel der Branche solchen Maßnahmen generell eher skeptisch gegenüber: 23 Prozent der IT-Unternehmen sagen, Maßnahmen zur Frauenförderung bewirkten sowieso keine Veränderung. Genauso viele (23 Prozent) meinen, Frauenförderung sei häufig nur vorgeschoben, in der Praxis ändere sich nichts.
Das Bekenntnis, tatsächlich etwas ändern zu wollen, äußert sich in konkreten Zielsetzungen. Allerdings haben sich erst 29 Prozent der IT-Unternehmen derzeit interne Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils gesteckt: 20 Prozent allgemeine Ziele, weitere 9 Prozent mit definierten Zielgrößen und Zeitplan. 15 Prozent planen solche Zielsetzungen derzeit konkret, 27 Prozent diskutieren sie. Für knapp ein Viertel (23 Prozent) ist die Formulierung interner Ziele zur Frauenförderung allerdings aktuell kein Thema. Als Grund, bisher keine Ziele verankert zu haben, geben die meisten dieser Unternehmen an, nicht genügend qualifizierte Bewerberinnen (74 Prozent) oder andere Prioritäten (37 Prozent) zu haben. „Klare Ziele schaffen Verbindlichkeit. Ohne sie gestaltet es sich schwierig, den Anteil von Frauen signifikant zu erhöhen. Trotz der zahlreichen Krisen in den letzten Jahren müssen Unternehmen darüber nachdenken, wie sie Frauen für offene Positionen gewinnen und auch darin halten können“, so Wintergerst.
Themen Gleichstellung und Karriereplanung liegen meist in der Chefetage
Wie wichtig es ist, mehr Frauen zu gewinnen, ist den Unternehmen dabei durchaus bewusst: 66 Prozent sagen, ohne Frauen verspiele die Branche ihre Zukunft, und 68 Prozent halten es für unmöglich, ohne Frauen die IT-Fachkräftelücke zu schließen. Andererseits zeigen sich drei Viertel (73 Prozent) auch selbstkritisch und meinen, die IT-Branche unterschätze das Potenzial von Frauen.
Das zeigt sich auch an der Benennung von konkreten Zuständigkeiten: Nur in der Hälfte der Unternehmen (50 Prozent) wurden bisher personelle Verantwortlichkeiten für die Themen Gleichstellung und Karriereplanung bestimmt. Bei insgesamt 34 Prozent ist das Thema in der Geschäftsführung verankert, bei 20 Prozent in der Personalabteilung und bei 1 Prozent bei Gleichstellungs- oder Frauenbeauftragten beziehungsweise Diversity-Verantwortlichen. Anderseits ist in 47 Prozent der Unternehmen überhaupt niemand für diese Themen zuständig.
Hürden beim Wiedereinstieg, alten Rollenbildern und Betreuungsinfrastruktur
Aus Sicht der Unternehmen sind die Gründe für den eher geringen Frauenanteil unter den Beschäftigten in der deutschen IT-Branche vielfältig und sowohl bei Unternehmen, Politik sowie zum Teil auch in gesellschaftlichen Strukturen verortet. Mit 66 Prozent werden insbesondere Hürden beim Wiedereinstieg von Frauen, wie fehlende Fortbildungsangebote während Abwesenheiten sowie traditionelle Rollenbilder in Unternehmen (64 Prozent) als Gründe für den geringen Anteil gesehen. Innerhalb der Unternehmen folgen fehlende Netzwerke für Frauen als Hürde mit 50 Prozent, eine unzureichende Sensibilisierung der Führungskräfte mit Personalentscheidung mit 44 Prozent und das Phänomen der „Gläsernen Decke“ mit 43 Prozent.

Aber auch die Politik wird in der Verantwortung gesehen. So erkennen 60 Prozent der IT-Unternehmen in der mangelnden Infrastruktur zur Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen ein Hindernis für eine Erhöhung des Frauenanteils. 56 Prozent beobachten Hürden beim Quereinstieg wie klischeebehaftete Weiterbildungsempfehlungen in Arbeitsagenturen. Fast jedes zweite IT-Unternehmen (49 Prozent) macht eine klischeebehaftete Ausbildung oder Berufsorientierung an Schulen als Grund aus. „Wir müssen uns von überholten und schlichtweg unzutreffenden Rollenklischees verabschieden. Sie verbauen Frauen und Mädchen in Wirtschaft und Gesellschaft wichtige Entwicklungschancen. Dabei geht es nicht nur um mehr technologische Innovation und größeren wirtschaftlichen Erfolg durch mehr Diversität, sondern schlichtweg auch um mehr digitale Teilhabe und die gleichberechtigte Mitgestaltung der Digitalisierung“, so Wintergerst.
Dabei sieht die Hälfte (50 Prozent) der IT-Unternehmen auch eine schlechtere Selbstvermarktung von Frauen als Hürde für eine Karriere in der IT. 42 Prozent sprechen von ungenügend qualifizierten Bewerberinnen. Ein Drittel (33 Prozent) sieht ein geringeres Interesse von Frauen an IT-Berufen als Grund für den geringen Frauenanteil, 22 Prozent vermuten ein im Vergleich zu Männern geringeres Interesse daran, überhaupt in der IT-Branche zu arbeiten.
Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 503 Unternehmen ab 10 Beschäftigten in Deutschland befragt. Die Interviews wurden mit der Führungsebene, Entscheiderinnen und Entscheidern und Personalchefinnen und -chefs durchgeführt. Die Befragung fand im Zeitraum von KW 1 bis KW 6 2024 statt.
Die 4-Tage-Woche wird häufiger in Stellenanzeigen genannt
Eine wachsende Zahl von Arbeitgebern kommt dem Wunsch vieler Arbeitnehmender nach einer verkürzten Arbeitswoche nach. Im April 2024 erwähnten rund 4.200 Unternehmen die 4-Tage-Woche in ihren Stellenanzeigen. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Stellenmarkt-Auswertung der Berliner Personalmarktforschung Index Research. Zum Vergleich: Im April 2023 waren es etwa 3.100 Firmen, im April 2022 circa 1.300 Firmen und im April 2021 lediglich 613 Firmen. Noch augenfälliger wird der Trend im Vergleich zum April des Vor-Corona-Jahres 2019, als nur 457 Firmen Stellenanzeigen mit dieser Option schalteten.
„Einige Unternehmen sehen die 4-Tage-Woche als Maßnahme, um sich als attraktiver Arbeitgeber in Szene zu setzen. Das Arbeitsmodell ist allerdings trotz des medialen Hypes noch nicht in der Breite angekommen. Es bleibt abzuwarten, wie es sich angesichts der schwieriger werdenden wirtschaftlichen Gesamtlage entwickelt“, betont Jürgen Grenz, CEO der Index Gruppe.
Vom Bau bis zum Büro: 4-Tage-Woche als Ansatz, Fachkräfte zu gewinnen
Die 4-Tage-Woche stand im April 2024 vor allem in Stellenangeboten für besonders umkämpfte Fachkräfte: Bauarbeiter und Handwerker (fast 4.100 Anzeigen) und technische Fachkräfte, wie zum Beispiel Ingenieure, Architekten und Konstrukteure (mehr als 2.500 Anzeigen). Aber auch in Jobinseraten für Gesundheits- und Pflegepersonal kam der Benefit in fast 1.800 Anzeigen und damit überdurchschnittlich häufig vor.
Wo die 4-Tage-Woche am meisten angeboten wird
Im Ranking der Bundesländer führte Bayern im April dieses Jahres mit fast 1.100 Firmen, die mit einer 4-Tage-Woche warben. Auf den weiteren Plätzen folgen Nordrhein-Westfalen (791 Firmen) und Baden-Württemberg (539 Firmen). Das waren allerdings auch die Länder mit den meisten personalsuchenden Firmen insgesamt.
Proportional zu allen ausschreibenden Unternehmen gesehen gab es im April dieses Jahres in Schleswig-Holstein (fast 2,1 Prozent), Niedersachsen (fast 1,9 Prozent) und Thüringen (rund 1,6 Prozent) die meisten Firmen, die in Stellenanzeigen mit der 4-Tage-Woche um neue Mitarbeitende warben.
Kommentare:
Lesen Sie mehr zum Thema:

verwandte Artikel werden geladen...
Noch keine Kommentare zu diesem Artikel. Machen Sie gerne den Anfang!